Berlinale 2017 | Von der Eröffnung bis zum legendären Jazzmusiker Django Reinhardt- Tag 1

Berlinale 2017 am Potsdamer Platz in Berlin / Copyright: Daniel Voigt

Februar in Berlin. Goße rote Banner mit einem darauf abgedruckten Bären zieren wieder die Arcaden des Einkaufszentrums am Potsdamer Platz. Es ist Zeit für die 67. BERLINALE und wir haben uns natürlich auch in Schale geworfen, um für euch in den nächsten 10 Tagen bei den INTERNATIONALEN FILMFESTSPIELEN BERLIN dabei zu sein, dem größten Publikumsfestival-Spektakel Europas. Wie wir den 1. Tag erlebten, wie wir den Eröffnungsfilm fanden und welche Filme wir noch sahen, erfahrt ihr hier:

Eigentlich hätten wir es uns denken müssen. Einen besseren Eröffnungsfilm wie letztes Jahr HAIL, CAESAR, der sowohl inhaltlich den glamourösen Hollywood-Glanz versprühte, als damit auch die Hollywoodstars – von George Clooney über Tilda Swinton bis zum Regie-Duo Ethan und Joel Cohen – nach Berlin lockte, hätte es gar nicht geben können. Damit war Dieter Kosslick, diesem doch so unkonventionell-charmanten Festivaldirektor, ein echter Coup gelungen, um nicht nur den politischen Anspruch gewahr zu werden, sondern das zu versprechen, was die BERLINALE dann auch immer haben will, um mit Festivals wie CANNES oder VENEDIG zu konkurrieren. Dass man die BERLINALE allerdings schwer mit diesen Festivals vergleichen kann, zeigt sich allein schon durch die Stellung des Festivals als Publikumsfestival, in der Regisseure und Schauspieler nach jeder Vorführung mit den Zuschauer in Publikumsgesprächen in Kontakt treten, und sich das Festival damit jedem Filmbranchen-Protektionismus verschließt. Dennoch hätte auch bei der Eröffnung der diesjährigen 67. BERLINALE ein wenig mehr Hollywood-Glamour nicht schaden können, schritt doch diesmal neben Richard Gere und der Internationalen Jury um Präsident und GOLDEN GLOBES-Preisträger Paul Verhoeven vor allem deutsche Prominenz um Iris Berben, Wim Wenders oder Tom Schilling über den Roten Teppich. Aber nun gut, wir wollen nicht klagen, freuen wir uns ja doch wieder auf jede Menge Erlebnisse, Kinobesuche um 9 Uhr in der Frühe und Diskussionen über Filme und Kultur. Warum allerdings DJANGO, der Debütfilm von Regisseur Etienne Comar, über den legendären Jazzmusiker Django Reinhardt als Eröffnungsfilm mit sowohl eher unbekannten Schauspielern, als auch eher einem widersprüchlichen Storytelling dieses Jahr als Erföffnungsflm ausgewählt wurde, hat uns dann doch eher verwundert….

DJANGO – DER ERÖFFNUNGSFILM / SEKTION WETTBEWERB

Django / Copyright: Roger Aparjou

Denn DJANGO von Etienne Comar mit Schauspieler Reda Kateb in der Hauptrolle als Django Reinhardt ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Es ist kein typisches Musiker-Biopic über den legendären Jazzmusiker, der in den 1940er Jahren mit seinem Gypsy Swing die Musikwelt begeisterte und sich aufgrund seiner Popularität in Sicherheit wiegte – dafür erfährt man zu wenig über den Musiker und seine Persönlichkeit selbst. Es ist kein bemerkenswerter Film über einen verfolgten Musiker und Sinti und gegen seine Weigerung den Nazis den Gefallen zu tun, seine Musik für Propagandazwecke zu missbrauchen – dafür ist das Sujet schon zu ausgelaugt und der Zwist zwischen Nazis und Verfolgten und die Flucht schon zu oft erzählt und in diesem Film mit zu vielen Auslassungen und zu wenig Stringenz erzählt. Und es ist auch kein wirklicher Musikfilm, da er zwar zu Anfang eine lange mitreißende Konzertszene mit Django Reinhardt bereithält, aber dann doch zu sehr ins Nazi-Verfolgungs-Flucht-Opfer-Sujet abdriftet. Was bleibt ist die glanzvolle, lebenslustige Musik Django Reinhardts, das  Sich-Zurückerinnern an ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, Helden, die ihre Lebenslust trotz all ihrer Schwierigkeiten nicht verlieren und eine großartige Szene, in der es Django schafft zum Missfallen mancher Nazis mit seiner “Zigeunermusik” sogar die Nazis zum Tanzen zu bringen.

Weitere Vorstellungen:
10.02. 14h30 Friedrichstadt-Palast
10.02. 17h30 Friedrichstadt-Palast
11.02. 18h00 Bundesplatz-Kino
16.02. 18h30 Haus der Berliner Festspiele

 

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