Bohemian Rhapsody: Kritik | KINO TO GO

Rami Malek verkörpert Freddie Mercury einmalig auf der großen Leinwand. Seine Performance wirkt so lebensnah, dass Fiktion und Realität fast verschmelzen. Viele Zuschauer fühlten sich wie bei einem echten Konzert von Queen. Insbesondere die letzten Minuten von BOHEMIAN RHAPSODY blieben vielen im Gedächtnis: der Auftritt von Queen während Live Aid.

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Kein Wunder also, dass Rami Malek für seine Leistung sämtliche Preise abgeräumt hat: SAG Award? Abgeräumt. BAFTA Award? Abgeräumt. Den Golden Globe und den Oscar für die beste Hauptrolle? Natürlich, abgeräumt! Der US-amerikanische Schauspieler mit ägyptischen Wurzeln ist seit BOHEMIAN RHAPSODY nicht länger nur noch der Hacker aus MR. ROBOT. Wie es für Rami Malek war, so einen großen Künstler zu verkörpern, und worin die Herausforderungen bestanden, hat er Steven Gätjen im Interview erzählt.

Am Ende hat er alles richtig gemacht und stemmt dadurch den kompletten Film. BOHEMIAN RHAPSODY ist aber mehr als Freddie Mercury, schließlich ist Queen eine Band und genau hier beginnt sich die Meinung über den Film zu teilen. Auf welcher Seite Daniel Schröckert dabei steht, erfahrt ihr in der Videokritik.

 

BOHEMIAN RHAPSODY

Es gab so einige Ideen, um den Text hier zu beginnen. Bryan Singer zum Beispiel. Sein Rauswurf, die Anschuldigungen, mit denen er sich gerade konfrontiert sieht, oder warum mich bisher nur wenige seiner Filme völlig erreicht haben. Biopics wären auch noch ein Thema gewesen. Wie sie funktionieren, was sie auszeichnet, welche meine Lieblinge sind. Aber das wäre alles zu viel gefährliches Halbwissen, das auf zu wenig Platz und zu wenig Zeit trifft. Und am Ende wären wir alle nicht so wirklich glücklich geworden. Deshalb liste ich jetzt einfach mal die fünf Filme, Momente oder Szenen auf, die durch die Musik von Queen besser oder eben unsterblich geworden sind. Zumindest für mich.

WAYNE’S WORLD

Captain Obvious, ich weiß. Aber es war damals im Kino auch einfach zu geil, wie Wayne, Garth und ihre drei Metal-Kollegen zu Beginn des Films in ihrer Karre sitzen und zu „Bohemian Rhapsody“ mitschmettern und abmoshen. Ich habe es gefeiert – und den Film danach eine Zeit lang nur in den VHS-Rekorder (!) geworfen, um mir die ersten zehn Minuten anzusehen. Ein herrlich effektiver Einstieg. Er bringt auf den Punkt, was diese Jungs sind, wie sie ticken und wo sie im Leben stehen. Und durch ihre Inbrunst, mit der sie den Song performen, werden sie auf Anhieb sympathisch. Mit dem historischen Nebeneffekt, dass sowohl „Bohemian Rhapsody“ als auch die Band in Amerika noch mal richtig populär wurden. Na ja, und auch bei uns wird die Nummer seitdem auf sämtlichen Parties rauf und runter genudelt.

SHAUN OF THE DEAD

Edgar Wright und Simon Pegg haben eine der besten Zombie-Komödien aller Zeiten gedreht. Logisch, dass sie auch eine der besten Queen-Infusionen aller Zeiten auf die Kette kriegen. Nach einer Unmenge an Gags, die so clever wie liebevoll sind, kommt diese Prügelei im Lieblings-Pub der Helden daher. Shaun und seine Freunde prügeln im Beat von „Don’t Stop Me Now“ und mit Billardqueues auf einen Zombie-Rentner ein. Oder legen Schalter dazu um. Oder vollführen ein Ballett aus Panik, Überlebenskampf und Dart-Pfeilen. Kaum zu glauben, dass Brian May den Song mal gehasst haben soll. Aber vielleicht freut es ihn ja, dass die Nummer inzwischen so oft und gerne verwendet wird. Zuletzt noch in UMBRELLA ACADAMY. So gut wie Pegg und Wright hat es aber bisher niemand mehr hinbekommen.

GROSSE POINT BLANK

Dieses kleine Auftragsmörder-Juwel läuft schon viel zu lang viel zu sehr unter dem Radar. Dabei ist die Story um einen Killer, der mitten in seiner Sinnkrise zum zehnjährigen Klassentreffen in seiner Heimatstadt reist, einfach hinreißend. Wegen John Cusack, der hier mitproduziert, mitgeschrieben und entwaffnend die Hauptrolle gespielt hat. Wegen einer liebenswert-schrägen Minnie Driver als seine Jugendliebe. Wegen Dan Aykroyd als sein Erzrivale, der eine Gewerkschaft gründen will. Wegen den absurden Dialogen, der Situationskomik, des Meta-Humors oder der gewitzten Action, die hier zu finden ist. Und auch wegen einer ganz speziellen Szene. In der hält Cusack ein Baby in den Händen. Es strahlt ihn an. Und seine Unschuld lässt ihn den Wert des Lebens wiederentdecken. Dabei läuft im Hintergrund der Höhepunkt von „Under Pressure“. Das lässt Gefühle zu, die niemand hier erwartet hat. Ein großer, kleiner Moment in einem großen, kleinen Film.

HIGHLANDER

Eigentlich sollte ich den ganzen Film als Beispiel nehmen. Aber zum einen will ich den Trick erst im Anschluss an diesen Platz aus dem Hut zaubern. Und zum anderen kann ich mich nun wunderbar mit einem Zitat des Fantasy-Actioners aus der Affäre ziehen. Deswegen sage ich: Viel Liebe für „Hammer To Fall“, „New York, New York“ oder „Princes Of The Universe“ (viel mehr Eier kann man mit einem Eröffnungssong nicht zeigen) – aber es kann nur einen geben. Und das ist meiner Ansicht nach „Who Wants To Live Forever“. Die Bilder, dieses Auseinanderleben von sterblicher Frau und unsterblichem Mann, dieser Moment der Ruhe inmitten all der Enthauptungen, die 80er-Ästhetik, Freddies Gesang, sein Inhalt (geschrieben von May), diese Melodie, diese Epik – das hat mich als kleiner Junge mitgerissen und lässt mich als großer Junge immer noch Gänsehaut kriegen. Kindheits-Kino at its best.

FLASH GORDON

Wenn es einen Film gibt, der noch stärker durch die Musik von Queen definiert wird als HIGHLANDER, dann ist es FLASH GORDON. Diese Space-Opera, in der ein New Yorker Footballstar ins All reist, um Ming, den Unbarmherzigen, in seine Atome zu spalten. Der modisch ganz weit vorne liegende Imperator hat nämlich Ähnliches mit der Erde vor. Und was passt dafür besser als Synthie-geschwängerter Power-Rock? Richtig: nichts. Es mag nicht das anerkannteste Album unter den Fans oder auch kommerziell nie so erfolgreich gewesen sein – geschenkt. Ich muss nur die ersten Takte des Titeltracks („Flash’s Theme“) hören und fühle mich direkt selbst wie ein Held. Oder versuche gegen äußerst bunt gekleidete Aliens mit einem Alien-Football anzurennen. Aber auch die restlichen Songs spiegeln mit ihrem Mix aus Bombast, Energie und Kitsch einfach genau das wieder, was diesen Film ausmacht. Vor allem „The Hero“, der das Album abschließt – und ganz sicher eines Tages das Universum retten wird.

Daniel Schröckert

Filmdaten: BOHEMIAN RHAPSODY

BOHEMIAN RHAPSODY
Originaltitel: Bohemian Rhapsody
Genre: Drama
Darsteller: Rami Malek, Lucy Boynton, Aaron McCusker, Joseph Mazzello, Mike Myers, Aidan Gillen
Regie: Bryan Singer
Kinostart: 31.10.2018

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2 Kommentare
  1. Marcel Flock Kommentar

    Danke Daniel für diese Review,

    ohne Witz aber dadurch verstehe ich jetzt den Film mehr, ich verstehe den Sinn und die Botschaft die dieser Film vermitteln sollte.
    Und ganz ehrlich, wenn man ihn als Queen Film ohne historischen Fakten sieht, dann macht der Film echt großen Spaß und Rami Malek hat den Oscar mehr als nur verdient.

    1. FredCarpet
      FredCarpet Kommentar

      Also wir haben danach gleich erstmal die alten Queen-Alben (natürlich noch Vinyl) hervorgekramt. Freddie und Queen waren schon was. Allein, um einem das mal wieder richtig vor Augen und Ohren zu führen… allein dafür war der Film genau richtig. Und jetzt sind wir natürlich gespannt, wie sich ROCKETMAN im Vergleich mit BOHEMIAN RHAPSODY schlagen wird.

 

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