Der Fall „Allen gegen Amazon“ | ELMARS HOLLYWOOD

Regentage können beim Film schnell teuer werden. Stellt euch vor, ihr dreht DJANGO: LECK STAUB VON MEINEM COLT. Oder MAZE RUNNER 2 – DIE AUSERWÄHLTEN IN DER BRANDWÜSTE. Da geht Regen gar nicht. Da staubt dann nämlich nix. Und die Wüste will auch nicht brennen. Dass Regentage auch auf andere Weise teuer werden können, muss dieser Tage Amazon erfahren. A RAINY DAY IN NEW YORK heißt Woody Allens letzter Film. Von dem Amazon – simpel ausgedrückt – nun nichts mehr wissen will. Wie auch von ein paar anderen Filmen, die der Regisseur der Streaming-Plattform liefern sollte. Das Ergebnis: Statt „Allen für Amazon“ heißt es nun „Allen gegen Amazon“. Aber lasst euch die Geschichte lieber von Elmar erzählen …

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Stephan Temp: PortätbildIn diesem Fall waren es also gar nicht mal die Beleuchter, das Kamera-Department, die Set-Ausstatter, Runner und Aufnahmeleiter, die Dolly-Gripper, die Stylisten, die Produktionsfahrer und Maskenbildner, die Road-Blocker, Caterer, Komparsen und schon gar nicht die Darsteller – sprich: all die Unmengen von Menschen, die einen Film letztlich zu dem werden lassen, was uns dann von der Lichtspiel-Leinwand entgegenleuchtet –, die allesamt wetterbedingt mit Händen in den Hosentaschen und hochgezogenen Schultern herumstanden oder in ihren komfortablen Trailern die Zeit totgeschlugen, während die Produktionskosten-Uhr gnadenlos weiter vor sich hin tickte.

Es waren die Anwälte

Hollywood kennt eine Menge Verlierer. Und Gewinner. Anwälte zählen immer zu den Letztgenannten. Selbst, wenn sie verlieren. Elmar Biebl kann davon kein Lied singen. Aber eine Menge darüber erzählen. Und Witze zu dem Thema kennt er auch: „Fragt ein Rechtsanwalt seinen Kollegen ‚Na, sag’ mal, wie geht’s dir denn?’ – ‚Schlecht’, sagt der, ‚ich kann nicht klagen.’“ So richtig komisch ist der aber erst, wenn man sieht, mit welcher Miene Elmar den „Witz“ erzählt.

Ausnahmen gibt es natürlich auch. Selbst Anwälte können nicht immer gewinnen. Und zu lachen haben sie auch nicht immer etwas. Etwa, wenn sie auf das falsche Pferd setzen. Oder es mit der Loyalität übertreiben. Wie Jura-Professor Ronald S. Sullivan. Der vertrat bis vor wenigen Tagen Hollywood-Grabbeler Harvey Weinstein in dem gegen ihn angestrengten Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs. Während der Ausgang für Weinstein noch offen ist, steht er für Sullivan schon fest: Nach Protesten seiner Harvard-Studenten hängte der Professor zuerst sein Verteidigermandat an den Nagel. Ungeachtet dessen setzte ihm aber nun auch noch die Uni seinen Dekanstuhl vor die Tür. Dumm gelaufen.

Ob Hollywood ihm auch die Studio-Tür vor der Nase zuschlägt? Wahrscheinlich nicht. Zu groß ist der Bedarf an juristischem Fachpersonal. Irgendwo wird sich immer (im juristischen Sinne) geschlagen und wieder vertragen. Hinter der Kamera. Und vor der Kamera natürlich auch.

Anwälte, Klagen, Gerichtsverfahren befeuern seit jeher die Fantasie der Studiobosse und Drehbuchautoren. Angefangen bei Billy Wilders Gerichtsbattle in Schwarzweiß, ZEUGIN DER ANKLAGE, über Sidney Pollacks DIE FIRMA, Steven Soderberghs ERIN BROCKOVICH, ZIVILPROZESS mit John Travolta oder EINE FRAGE DER EHRE mit dem immer wieder sehenswerten Mentalduell zwischen Jack Nicholson und Tom Cruise. Was gab und gibt es da für schillernde Figuren vor dem Richtertisch und der Geschworenenbank: Frank Galvin (Paul Newman in THE VERDICT – DIE WAHRHEIT UND NICHTS ALS DIE WAHRHEIT). Mitch McDeere (Tom Cruise in DIE FIRMA). Joe Miller (Denzel Washington in PHILADEPHIA). Sam Bolden (Nick Nolte in CAPE FEAR – KAP DER ANGST). Michael Clayton (George Clooney in MICHAEL CLAYTON). George Clooney scheint das so begeistert zu haben, dass er gleich anschließend eine Anwältin heiratete. Nein. Scherz. Der Film ist aus dem Jahr 2007. Und Amal Alamuddin, jetzt Amal Clooney, gab er erst 2014 das Ja-Wort.

Wie die Anwälte im Streit „Allen gegen Amazon“ heißen? Wir wissen es nicht. Und wir wissen natürlich auch nicht, welchen Deal sie bislang mit Amazon gefunden haben – und ob der die Streitsumme von 68 Millionen Dollar eventuell reduziert.

So könnte das Filmplakat von Woody Allens A RAINY DAY IN NEW YORK aussehen

Fest steht nur: A RAINY DAY IN NEW YORK mit Timothée Chalet, Selena Gomez, Elle Fanning und unter anderem Jude Law werden wir nun doch zu sehen bekommen. Nicht bei Amazon – aber im Kino. In diesem Herbst. Oder, falls das Datum aus der Gerüchteküche sich als richtig erweisen sollte, am 5.12.2019.

Und nun: Ende gut – alles gut? Happy End? Hey, Leute … wir sind immer noch in Hollywood.

Der Regentag war ja nur einer von mehreren Filmen, über deren Produktion zwischen Woody Allen und Amazon volle Übereinstimmung bestand. Eigentlich.

Hört ihr denn nicht auch dieses leicht schabende Geräusch. Das sind Hollywoods Anwälte. Die sich die Hände reiben.

Das könnte dir auch gefallen

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.