Über die Notwendigkeit der Filmmusik (3/7) | ELMARS HOLLYWOOD

Wozu braucht es überhaupt Musik im Film? Das hat Elmar in der ersten Folge seiner Reihe zur Filmmusik provokant gefragt. Schließlich würden sich bei uns im richtigen Leben – im Kopf oder vielleicht sogar für alle Umstehenden hörbar – ja auch nicht Song an Song reihen, immer passend zu dem gerade Erlebten, dem Platz, an dem wir uns gerade befinden, oder unserer jeweiligen Gemütsverfassung. Über die Notwendigkeit der Filmmusik dürfte nach zwei Folgen des Filmmusik-Spezials indes kein Zweifel mehr bestehen. Zeit also für Elmar Biebl und Filmkomponist Patrick Kirst, sich heute mal dem Grundwissen beziehungsweise der Theorie zu widmen. Und uns die kleinen und oftmals simplen Tricks zu erklären, mittels derer es der Filmmusik im besten Fall gelingt, direkt unter die Haut zu gehen.

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Auch lntervalle haben Gefühle. Behauptet Elmar. Wie meint er das?

Natürlich hat alles seinen Sinn im Leben. Der Dreisatz. Die Kenntnis der Verkehrsregeln. Ein Rad wechseln können. Prozentrechnung. Das Wissen, wie man einen verklemmten Reißverschluss aufbekommt. Eine Schleife binden können. Schwimmen und Fahrradfahren können. Sprachen lernen. Das Wichtigste: dass man diesen Sinn auch durchschaut. Sich einem der Zweck des Lernens erschließt. Dass man versteht, dass es ohne den Weg auch kein Ziel gibt.

Ich hasse Theorie! Und ich habe meine Blockflöte gehasst. Das Ergebnis: Ich kann bis heute keine Noten lesen. Ich weiß nicht, was Quarten, Quinten, Intervalle, Oktaven, Harmonien sind. Also: noch nicht. Denn Elmar und Patrick geben sich ja wirklich Mühe. Aber das Allerschlimmste: Ich habe viel zu spät verstanden, wozu das Verständnis von Musik und das Beherrschen eines Instruments gut sein können. Das bittere Resultat: Bei mir wird sich nie eine Michelle Pfeiffer auf dem Klavier räkeln. Nicht mal Martina Schmidt. So etwas bleibt Typen wie den FABELHAFTEN BAKER BOYS vorbehalten. Keine Ahnung, ob die auch mal mit der Blockflöte anfangen mussten. Ich bin über die Blockflöte nie hinweggekommen. Und zwar im doppelten Sinn. Nicht, was das Instrument betrifft. Gitarre, Klavier oder sogar Schlagzeug (Gott, wie cool ich heute noch gute Trommler finde) – da bin ich nie hingekommen. Aber auch nicht, was die Sinnhaftigkeit des (Er-)Lernens angeht. Französisch: Okay, wenn es der Note und dem Standing bei der schon etwas ältlichen Lehrerin diente. Was Französisch (die Sprache) in Hinsicht auf HER MIT DEN KLEINEN FRANZÖSINNEN bewirken kann, hat sich mir erst später erschlossen. Zu spät. Und bei der Musik war es nicht anders. Ich bin kein Baker Boy. Werde nie einer werden. Schon ein wenig schade.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich liebe Musik. Jeglicher Couleur. Nahezu jeder Stilrichtung. Ohne Musik? Geht gar nicht. Sie unterhält. Reißt mit. Lenkt ab. Macht gute Laune. Vor allem erinnert sie einen oft an persönliche Erlebnisse, bestimmte Situationen. Lebensphasen. An Menschen. Freunde. Geliebte. Orte. Filme. Und als Filmmusik dann wiederum an persönliche Erlebnisse, an bestimmte Situationen, Phasen des eigenen Lebens, an Menschen, Freunde, Geliebte, Orte, Urlaube. Dinge, die einen ganz besonders hohen Rang unter den Heerscharen an Erinnerungen einnehmen. Musik transportiert. Bilder. Gefühle. Bilder zu Gefühlen. Gefühle, die sich mit Bildern verbinden. Ich weiß zum Beispiel manchmal noch ganz genau, welche Filme ich mit wem im Kino oder vor dem Fernseher gesehen habe. UHRWERK ORANGE zum Beispiel. MARY POPPINS. SATURDAY NIGHT FEVER. DIE NACKTE KANONE. Und irgendwie hängt das in der Erinnerung auch immer mit der Musik zusammen, die man in diesen Filmen gehört hat.

Wenn es hier heute mit den Quinten und Quarten also vielleicht ein wenig theoretisch zugeht, kann ich euch nur sagen: Da müsst ihr jetzt einfach mal durch. Theorie kommt vor der Praxis. Immer. Sonst wird das nämlich nichts mit Michelle Pfeiffer, räkelnd, auf dem Klavier. Selbst dann nicht, wenn Michelle Pfeiffer gar nicht Michelle Pfeiffer heißt und ist. Glaubt mir. Ein gesundes Grundwissen über Filmmusik kann allerdings – am richtigen Ort und zur richtigen Zeit – auch Eindruck machen. Darum: Verpasst nicht die nächste Folge!

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