Francis Ford Coppolas Familiengeschichte (2/2): Mit MEGALOPOLIS noch ein Film für die Ewigkeit | ELMARS HOLLYWOOD
Wenn am 21. Mai 2019 die Tore von STAR WARS: GALAXY’S EDGE öffnen, wird George Lucas unsterblich sein. Dann haben sie ihm ein Denkmal gesetzt. Und Francis Ford Coppola, in dessen American Zoetrope Studio besagter Lucas seine ersten Filme realisierte? Der wird sich ganz einfach sein eigenes bauen: MEGALOPOLIS. Nur die unendlichen Weiten der Lucas’schen Galaxien werden noch größer sein. Nur sie können den Fantasien ebenso viel Freiheit bieten und so wenige Grenzen aufzeigen wie Coppolas Vision einer Zukunfts-Megalopolis. Wie die jetzt doch noch Formen anzunehmen scheint, berichtet euch Elmar Biebl im zweiten Teil von Francis Ford Coppolas Familiengeschichte (Teil 1).
Francis Ford Coppola ist kein STAR WARS-Fan
George Lucas und Francis Ford Coppola sind – das kann man getrost behaupten – langjährige Weggefährten und wirklich gute Freunde. Als Freund sagt Coppola über Lucas: „Ich denke, es ist schade, dass George STAR WARS gemacht hat. Er war ein experimenteller, verrückter Kerl. Und dann hat er sich in dieser riesigen Produktion verloren und kam nie wieder aus der Sache heraus.“ Soll heißen: Hätte es STAR WARS nicht gegeben, hätte Lucas vielleicht richtig gute Filme gemacht. Hätte sein wahres Talent zeigen können. Und dann sagt Coppola noch: „Ich hoffe, er hat so viel Geld aus der Sache schöpfen können, dass er damit ein paar kleine Filme machen kann. Er hat mir versprochen, dass er das tun wird.“
Coppolas Einnahmequellen: Wein, Pasta, Marihuana
Scherz? Dann jetzt mal Scherz beiseite. Natürlich hat Lucas unfassbar viel Geld „aus der Sache“ geschöpft. Im Gegensatz zu Francis Ford Coppola. DER PATE, APOCALYPSE NOW – beide Filme sind Ikonen der Filmgeschichte. Coppola hat fünf Oscars. Lucas keinen. Bei den Nominierungen steht es 14:4. Und Geld? Das hat Coppola auch schon verdient. Allerdings nicht mit Filmen. Geld, auch großes Geld, bringen ihm der Wein, Zigarren, Pasta, Pasta-Saucen, Hotels und Restaurants in Italien und Amerika. Und … Drogen. Natürlich nur da, wo es legal ist. Hinter dem Label The Grower’s Series verbirgt sich Cannabis, Marihuana. Allerdings vom Feinsten. Biologisch angebaut und nachhaltig erzeugt. Was Francis Ford Coppola macht, macht er richtig.
MEGALOPOLIS: 20 Jahre Arbeit – Geld und große Namen fehlen noch
Mag sein, dass Francis Ford Coppola im Filmgeschäft immer schon weniger Geschäftssinn entwickelte als George Lucas. Oder einfach weniger Fortune hatte. An STAR WARS glaubte kein Studio. Was Lucas – wenn auch eher unfreiwillig – die Lizenz zum Gelddrucken einbrachte: Nämlich das von 20th Century Fox hergeschenkte Recht, sämtliche Devotionalien seiner Sternenkriegemärchen auf eigene Kasse unter das gemeine Fan-Volk bringen zu dürfen. Im Grunde genommen also nichts anderes als Drogen. Parallelen zu Coppola sind durchaus vorhanden: Was für Paramount nichts weiter als eine schmuddelige, x-beliebige Mafia-Geschichte war, wurde in Coppolas Fantasie und durch seine Hände eines der bedeutendsten Familienepen des Kinos. Nur: Borsalinos und blaue Bohnen taugen leider nicht so gut zum Merchandising.
Mammutprojekt MEGALOPOLIS
Und nun also MEGALOPOLIS. Für die einen unzweifelhaft eine großartige Vision. Für Zweifler eher eine Manie. Die Geschichte einer riesigen Stadt, New York City, die komplett zerstört wird, um danach ungleich gigantischer, ungleich futuristischer wieder aufzuerstehen. Es existieren bereits Berge von Storyboard-Skizzen. Es existieren dutzende Skript-Versionen. Über 60 Stunden Second Unit Footage waren in den Straßen New Yorks gedreht worden. Dann machten Coppola die Anschläge auf das World Trade Center einen Strich durch die Rechnung.
Aber wer weiß: Vielleicht ist auch erst heute die Zeit reif für ein Projekt, für eine Story wie MEGALOPOLIS. Die Welt ist im Wandel. Politisch. Gesellschaftlich. Aber vor allem klimabedingt. Unser Leben und Umwelt wird sich ändern. Muss sich ändern. Vielleicht wirkt MEGALOPOLIS in Zeiten wie diesen wie eine Mahnung. Oder eine Matrix. Für unser zukünftiges Leben. Vielleicht wird MEGALOPOLIS für uns alle noch viel wichtiger, lehrreicher, relevanter als ein auf Futur getrimmtes Märchen mit Schwertern, Schlachtschiffen, Rittern und einer Prinzessin?
Filmemachen ist bei den Coppolas Familiensache
Mit 80 Jahren heißt es für Francis Ford Coppala, der sich von seinem Freund George Lucas in die Hand versprechen ließ, dass dieser ab jetzt nur noch kleine, „gute“ Filme drehen werde, auf einmal wieder: Think big! Richtig BIG. Wie gesagt: Skeptiker gibt es massenhaft. Hollywood nennt sich Traumfabrik. Ist aber natürlich keine. Doch der Patriarch kann sich auf so etwas wie Hausmacht stützen.
Tochter Sofia Coppola hat sich als Regisseurin (LOST IN TRANSLATION, MARIE ANTOINETTE, THE VIRGIN SUICIDES) Achtungslorbeeren und als Drehbuchautorin schon einen Oscar (2004 für LOST IN TRANSLATION) erarbeitet. Sohn Roman ist erfolgreicher Produzent und Regisseur (MOONRISE KINGDOM, MOZART IN THE JUNGLE). Enkelin Gian-Carla „Gia“ ist Schauspielerin, Regisseurin und Autorin.
Coppolas Ehefrau Eleanor ist Dokumentarfilmerin (PARIS KANN WARTEN). Seine Schwester Talia Shire ist Schauspielerin (in allen DER PATE-Teilen Vito Corleones Tochter Connie), ihre Söhne Jason und John Schwartzman arbeiten als Schauspieler beziehungsweise Kameramann. Und Neffe Nicolas Cage (BETWEEN WORLDS, MANDY, KICK-ASS, LORD OF WAR – HÄNDLER DES TODES) darf natürlich nicht vergessen werden.
Coppola ist bereit für MEGALOPOLIS – die Welt auch?
Es gibt also keinen Grund, an der Ernsthaftigkeit von MEGALOPOLIS zu zweifeln. Coppola ist fit. Hat rund 50 Pfund an Gewicht abgespeckt. Die Familie steht geschlossen hinter ihm. Und die Zeiten in Hollywood haben sich verändert. Mächtig verändert. Mit den Streaming-Anbietern wie Netflix und Amazon Prime Video sind neue Player im Markt, für die ganz andere Maßstäbe gelten. Und die selbst ganz andere Maßstäbe anlegen.
ROMA hat vorgemacht, in welche Richtung die Reise gehen könnte. Auf einmal haben auch Filme eine Chance, die es zuvor im Pool der Franchises, Sequels, Prequels, Was-auch-immer-für-quels nicht einmal zum Luftschnappen an die Oberfläche geschafft hätten. Für die es nie Kinokarten gab, weil der Mainstream seine schier nie enden wollende, geschlossene Veranstaltung feierte. Film ist Liebe. Und nicht nur Kommerz. Auch das ist eine Botschaft von Netflix & Co. – und für die brauchen sie noch nicht mal unbedingt ein Kino.
Und wenn es am Ende doch nichts wird mit MEGALOPOLIS? Dann verfilmt Francis (benannt nach Großvater Francesco) Ford (nach dem Automagnat seiner Geburtsstadt Detroit) Coppola eben die eigene Familiengeschichte. COPPOLAPOLIS. Auch als Epos. Wäre bestimmt ein Kassenerfolg. Aber mit Überlänge.