Frank Underwoods Erfolgsgeheimnis? Verdankt er Hitchcock | ELMARS HOLLYWOOD

Diese Unverfrorenheit. Diese Chuzpe. Diese Frechheit. Dieses vor-nichts-und-niemandem-Zurückschrecken. Diese ich-mach-mir-die-Welt-wie-sie-mir-gefällt-Manier. Diese kriminelle Energie. Nicht der kleinste Skrupel. Nie auch nur der leiseste Selbstzweifel. Keiner beherrschte das so perfekt wie er. Es sei denn, sein Name – wenn er denn schon nicht Francis Joseph „Frank“ Underwood lautet – beginnt mit den Initialen D und T.

„Wenn die Menschen in ein paar hundert Jahren diese Szenen betrachten“, sinniert der Abgeordnete Underwood in der allerersten Folge von HOUSE OF CARDS während der Vereidigung von Präsident Walker vor dem Washingtoner Kapitol, „wen werden sie lächelnd am Rande des Bildes sehen?“ Und zack – damit hatte er uns! Seitdem hingen wir förmlich an seinen Lippen. Immer mit einer Mischung aus Schaudern und Bewunderung. Warteten förmlich auf seine bitterbösen, tiefschwarzen, uns mitten ins Gesicht gesagten Weisheiten. Das war neu. So hatte noch keiner zu uns gesprochen.

Schau’ mir in die Augen, Kleines. Könnte aus HOUSE OF CARDS stammen. Tut’s aber nicht.

Frank Underwood – Abgeordneter, Fraktionsführer, schließlich Präsident – war ein Schuft. Und Schlimmeres. Ungeachtet dessen – oder gerade deshalb – haben wir ihm 65 Folgen lang die Treue gehalten. Dreitausendzweihundertfünfzig Minuten. Vom Februar 2013 bis hinein in den November 2018. Aber jetzt hat es ihn – nein, das ist natürlich längst kein Spoiler mehr! – dann doch erwischt. Schade.

Was aber war es, was uns über eine so lange Zeit fest und unverdrossen zu diesem Fiesling,  durchtriebenen Machtbesessenen und ganz offensichtlichen Verbrecher hat stehen lassen? Und vor allem warum? Elmar Biebl hat in weit zurückliegenden Film-Erinnerungen gekramt – und ein frühes Werk gefunden, bei dem das gleiche Phänomen im Spiel war: Alfred Hitchcocks Verfilmung eines Thrillers von Patricia Highsmith aus dem Jahre 1951, STRANGERS ON A TRAIN. Welches Tricks sich Hitchcock da bediente, von dem noch Jahrzehnte später Kevin Spacey in der Rolle des Polit-Ekels profitieren sollte… erklärt Elmar in seinem Video.

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Was Präsident Underwood recht ist, ist Präsident Trump nur billig.

Das also ist der Trick. Uns, den Zuschauer, ins Vertrauen zu ziehen. Zum Mitwisser zu machen. Zum Mitverschwörer. Zum Geheimnis(mit)träger. Zum Beinahe-schon-Buddy. Dem man natürlich alles verzeiht… im Gegenzug dafür, dass man dazugehören darf.

Donald Trump – leider keine Fiktion im Washingtoner Machtapparat – macht es genau so. Teilt seine Gedanken, seine innerste Überzeugung mit denen, die diese nur zu gerne mit ihm teilen. Sozusagen unter Freunden. Von Angesicht zu Angesicht. Und zwar auf demselben Weg, auf dem auch seine Anhänger ihre Gedanken, Ideen und Überzeugungen in alle Welt hinausposaunen: Per Twitter-Tweets. Die Message: Seht her, ich bin einer von euch. Trump – nachweislich längst als Falschspieler enttarnt – macht sich gar nicht mehr erst die Mühe, seine Gegner zu überzeugen. Ihm reicht es, wenn seine Fangemeinde ohne wenn und aber zu ihm steht.

So wie Frank. Ach, wie haben wir es immer genossen, wenn er sich direkt an uns gewendet hat. Wenn er UNS seine Zuwendung und Aufmerksamkeit schenkte… und nicht den politischen Knallköpfen um ihn herum. Wenn wir viel früher wussten, was ER von denen dachte… ohne dass die es überhaupt schon ahnten.

Frank Underwood ist HOUSE OF CARDS. Haben wir immer gedacht. Die jetzt gerade gestartete und bislang von Netflix eisern als letzte, als finale bezeichnete sechste Staffel wird zeigen, ob wir da auch immer richtig gedacht haben.

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