Haben wir Harvey Weinstein am Ende sogar noch etwas zu verdanken? | ELMARS HOLLYWOOD

Einer zum Liebhaben, einer zum Knuddeln war Harvey Weinstein wahrscheinlich noch nie. Vielleicht mal als Baby. Aber sonst hätte Pixar sicherlich schon längst eine Figur nach seinem Ebenbild kreiert, um mit dieser von der Leinwand herab unsere Filmseelen zu erweichen. Stattdessen wurde der gestrauchelte Filmmogul zum Sinnbild für all das, was (nicht nur!) in Hollywood schiefgelaufen ist: Alltagssexismus, Machtmissbrauch, ein gänzlich verschobenes Frauenbild und eine so gut wie nicht vorhandene Diversität. Begleitet von einer Kultur des Wegguckens, des Ignorierens und leider allzu oft auch der mehr oder weniger leisen Zustimmung. Einen Tag nach dem Weltfrauentag am 8.3. und zwei Tage vor der Verkündung des Strafmaßes für Harvey Weinstein am 11.3.20 packt Elmar Biebl die Gelegenheit beim Schopf, um so etwas wie einen Zwischenstand in Sachen „MeToo“ zu vermelden.

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Stephan Temp: PortätbildPragmatismus und Sensibilität: Hollywoods neue „Werte“

Das Gute oder sagen wir doch einfach … das Beste: Unter den Tisch kehren lässt sich das Thema anscheinend nicht mehr. Oder nicht mehr so leicht. Klimawandel, Coronavirus, Demokratiewanken beherrschen vielleicht die aktuellen Schlagzeilen. Aber „MeToo“ erscheint sofort wieder auf der Tagesordnung, wenn jemand wie der Regisseur Roman Polanski in Frankreich mit einem César (für seinen Film INTRIGE) geehrt wird. Was im Vorfeld schon bei der Nominierung zum Rücktritt des gesamten César-Akademie-Vorstands und zu revolteartigen Straßenprotesten geführt hatte – und bei der Verleihungsgala die Schauspielerin Adèle Haenel (PORTRÄT EINER JUNGEN FRAU IN FLAMMEN: Adéle Haenel und Noémie Merlant im Interview) wütend den Saal verlassen ließ. Oder wenn Woody Allen sich unfreiwillig nach einem neuen Verlag für seine Memoiren umschauen muss, weil die Mitarbeiter seines bisherigen Verlegers ob Allens Verfehlungen in der Vergangenheit schneller auf der berühmten Palme waren als die Druckmaschinen angeworfen werden konnten. Branche und Öffentlichkeit reagieren sensibel. Nicht immer, aber immer öfter.

All das sorgt natürlich auch bei uns in der Redaktion immer wieder für Diskussionsstoff. Und wirft immer wieder neue und alte Fragen auf. Warum verurteilen wir einen Harvey Weinstein – und bedauern gleichzeitig, dass ein Kevin Spacey für das Filmbusiness nun ja wohl leider „mausetot“ ist? Oder: Was bewegt Schauspieler und Schauspielerinnen – darunter auch die eigene Ehefrau Emmanuelle Seigner – bis heute, sich immer noch und immer wieder für einen wie Roman Polanski vor die Kamera zu stellen und bei großen Filmfestivals Schulter an Schulter mit ihm für die Fotografen zu posieren?

Was ist eure Meinung? Wo steht ihr in dieser Diskussion? Schreibt es uns in die Kommentare.

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1 Kommentar
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