Berlinale 2017 | Von Zukunftskonzepten und einer New Yorker Filmperle – Tag 5

Alex McDowell beim Vortrag “World Building Live” / Copyright: Peter Himsel

Wie sähe eine Welt von Minority Report heute aus? Am Montag gingen wir zu einem sehr inspierenden Panel über Zukunftsvisionen mit Alex McDowell, Professor beim World Building Institute und Production Designer von Filmen wie MINORITY REPORT und FIGHT CLUB. Was wir aus seinem Workshop-Vortrag lernten und welche Filme am Montag bei der BERLINALE 2017 geschaut wurden, lest ihr hier:

Nach 5 Tagen nonstop Kino mehren sich bei uns langsam die Kaffeepausen. Aber die BERLINALE 2017 weiß natürlich, was das Journalisten-Herz begehrt und gab uns neben der Akkreditierung auch noch einen schönen Edelstahl-Becher auf dem Weg. So lässt es sich aushalten, wenn man ständig von den Cubix-Kinos am Alexanderplatz zu den CinemaxX- und CineStar-Kinos am Potsdamer Platz und den Kiez-Kinos oder externen Vorträgen und Ausstellungen in der ganzen Stadt hetzt. Der neue Kanzlerkandidat ließ so am Montag einfach mal ein BERLINALE-Screening von DER HIMMEL WIRD WARTEN im eigenen Willy-Brandt-Haus vorführen. Eigenwerbung kann ja nie schaden. Und dann wären dann noch die Film-Partys in Locations wie SO36, Schwuz oder Prince Charles, zu denen man gehen könnte, wenn man doch nicht vom Filmeschauen zu müde wäre. Aber sich beim Tanzen vom Kinosessel entspannen kann man ja auch erstmal. Dank den Konzerten in der Audi Lounge ist das sogar auch direkt bei der BERLINALE möglich. Hier schauten beispielsweise am Wochenende Mando Diao für ein Kurzauftritt vorbei. Aber nun zu den wichtigen Dingen am Montag:

WORLD BUILDING LIVE  / SEKTION BERLINALE TALENTS


Beispielsweise der Frage, wie eine Welt der MINORITY REPORT heute aussehen könnte Dazu hatte bereits die Deutsche Kinemathek am Wochenende Alex McDowell, Professor am World Building Institute und Production Designer, zum Vortrag über Zukunftsvisionen geladen und bot dieser jetzt im Rahmen der BERLINALE TALENTS das Panel WORLD BUILDING LIVE: FUTURE CITIES, SURVEILLANCES AND SPECTACLE an, um hier im Workshop mit jungen Filmemacher über Zukunftsvisionen und – dystopien zu sprechen, wie Städte in der Zukunft aussehen könnten und wie das Kino diese Zukunftsvisionen nutzen könnte. Dabei wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt, der analogen und digitalen Welt. Dieses Konstrukt hier in wenigen Worten zu beschreiben, fällt schwer, deshalb lassen wir einige Bilder, Tweets und Youtube-Videos sprechen, die das komplizierte Konstrukt erklären, dass zu heftigen Diskussionen über die autoritäre Stellung einer solchen Welt führte und die Frage im Raum aufmachte, ob eine analoge oder digitale Gesellschaft für uns die Zukunft bedeutet. Ob VR eine Dystopie sei, die w,ie Alex McDowell bereits in der Kinemathek zum Ausdruck brachte, eine Dystopie sei. Ob die Welt heute wirklich so aussehen würde, wie in der Zukunft , nur dann mit ein paar futuristischen Gebäuden mehr. Und warum das wichtigste gegenwärtige und futuristischste Werkzeug ein einfacher Stift wäre, weil es in einer digitalen Gesellschaft das einzige Werkzeug wäre, dass immer funktioniere.  Ein gutes Schemata zum WORLD BUILDING-Konzept von Alex McDowell findet ihr hier, mehr gibt’s auf der offiziellen Webseite des World Building Institute:

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HELLE NÄCHTE / SEKTION WETTBEWERB

Helle Nächte / Copyright: Schramm Film / Marco Krüger

Filme gab es aber natürlich am Montag auch zu schauen. Dabei leidete der deutsch-norwegische Beitrag HELLE NÄCHTE mit Georg Friedrich und TSCHICK-Darsteller Tristan Göbel  allerdings an seiner erzählerischen Trägheit. Ausgangspunkt ist der Tod von Michaels Vater, der den Familienvater dazu veranlasst wieder mit seinem entfremdeten Sohn Luis Kontakt aufzunehmen und mit ihm nach einem Begräbnis in Norwegen noch einige Zeit die Einsamkeit in den nordischen Wäldern zu geniessen, um ihm beim Reisen und Campen wieder näher zu kommen. Allerdings entwickeln sich die Figuren im Laufe des Films nur wenig weiter, so bleibt die Entfremdung aufrechterhalten. Regisseur Thomas Arslan macht dazu den Eindruck mit seinen ellenlangen Kamerafahrten  aus der Autoperspektive die Zeit auf ein deutschverträgliches 90-Minuten-Konzept ziehen zu wollen, dem auch nicht mehr einfällt, als seine Protagonisten in den Wäldern beim Campen und Autofahren zuzusehen.

Weitere Vorstellungen:
14.02. 09h30 Friedrichstadt-Palast
14.02. 17h30 Friedrichstadt-Palast
19.02. 21h45 Friedrichstadt-Palast

EIN WEG / SEKTION PERSPEKTIVE DEUTSCHES KINO

Ein Weg / Copyright: Chris Miera

Auch in EIN WEG passiert nicht wirklich viel. Hier geht es um ein homosexuelles Pärchen, dass nach einer jahrelangen Beziehung kurz vor ihrer Trennung steht. Doch wie konnte es so weit kommen und was bringt Menschen eigentlich dazu, ihr Leben ein lang mit einem anderen Partner zu teilen? Regisseur Chris Miera erzählt diese Geschichte nicht chronologisch, sondern fängt dort an, wo der Schmerz am größten ist: kurz vor der Einsicht sich trennen zu müssen. Um dann in Rückblenden zu zeigen, wie es war, als sich das Pärchen kennenlernte und beschlossen ein Kind aufzuziehen. Und wie es am Ende nach der Trennung weiterging. Seine behutsame, ruhige Erzählweise und die sensible Umgangsweise der Figuren miteinander ist sympathisch, doch ein wenig mehr Ecken und Kanten hätte den Figuren gut gestanden, um nicht auch hier das emotionale Interesse an den Figuren zu verlieren.

Weitere Vorstellungen:
14.02. 12h00 Colosseum 1
14.02. 21h00 CinemaxX 1

GOLDEN EXITS / SEKTION FORUM

Golden Exits / Copyright: Sean Price Williams

Ein Highlight ist dagegen GOLDEN EXITS von Regisseur Alex Ross Perry. Hier wird zwar nur geredet und geredet und geredet und passieren tut nicht wirklich viel. Wie aber das Ensemble um Beastie Boy Adam Horovitz, Jason Schwartzman, Chloe Sevigny und Emily Browning in einer Straße in Brooklyn in New York miteinander umgehen, miteinander reden und agieren, wie sich innerhalb ihres Beziehungsgeflechts Dramen abspielen und ausgetragen werden, ist einfach nur schön anzusehen. Eine kleine Perle des Regisseurs, der uns schon mit Filmen wie QUEEN OF EARTH begeisterte und das nächste Mal gerne auch in der Wettbewerbs-Sektion auftreten könnte.

Weitere Vorstellungen:
16.02. 11h00 CineStar 8
18.02. 19h00 Delphi Filmpalast

GHOST IN THE MOUNTAINS / SEKTION PANORAMA

Gjost In The Mountains / Copyright: Berlinale 2017

Nein, mit GHOST IN THE MOUNTAINS konnten wir wirklich nichts anfangen – so sehr wir auch asiatische Filme schätzen. Und ja, es ist auch das gute Recht von Regisseur Yang Heng in seinem Filmen, wie er kurz vor dem Screening noch sagte, nur wenig Worte zu verlieren, aber dann muss das nach unserem Geschmack anders inszeniert werden. Standkameras, die medidativ – eigentlich noch ein freundlicher Ausdrück – über Gebirksketten schwenken, Aufnahmen von Figuren, die zumeist mit dem Rücken gekehrt zum Publikum stehen und Dialoge, die austauschbar sind. Nein, das muss nicht wirklich sein.

Weitere Vorstellungen:
14.02. 17h15 CineStar 3
19.02. 17h45 CineStar 3

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