100 Jahre Hollywood-Zeichen: Gratulieren erlaubt, Geburtstagsfotos verboten!

Als sich Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Schiff der US-Navy in einem abgeschiedenen Teil des Pazifiks einem kleinen Eiland näherte, wurde es plötzlich von dieser unscheinbaren Insel aus mit Kanonenfeuer angegriffen. Wie sich herausstellte, hatten zwei japanische Soldaten, die nicht über das bereits Jahre zurück liegende Ende des Kriegs informiert worden waren, pflichtbewusst ihre Stellungen gehalten und feuerten nun auf das vermeintlich feindliche Schiff.

Die japanischen Sprecher an Bord versuchten erfolglos, den unverhofften „Gegner“ davon zu überzeugen, dass ihr früherer Feind ja nun ihr Freund sei. Schließlich kam man auf einen etwas ausgefallenen Kniff: Wenn die beiden Krieger friedlich an Bord kämen, würde man sie nach Amerika eingeladen, wo sie dann auch das Hollywood Sign besichtigen dürften. Dieses Argument zog.

Nette Anekdote? Mag sein. Aber der Kern der Geschichte ist sicherlich richtig: Das Hollywood Sign, der überdimensionale weiße Hollywood-Schriftzug ist zweifellos eines der bekanntesten Wahrzeichen oder sogar Markenzeichen der Welt. Und ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt für Touristen und jeden echten Filmfan natürlich auch.

Das Hollywood Sign wurde 1923 errichtet und feiert somit in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum. So lange steht es jetzt schon hoch oben in den Hügeln wie ein riesengroßer Matinee-Titel; sozusagen als nicht zu ignorierender Fingerzeig darauf, dass die Geschichten, Erzählungen und Fantasien, auf die Abermillionen Filmfans und Kinofreunde rund um den Globus warten, in den zu seinen Füßen liegenden Traumfabriken produziert werden.

Man könnte sogar behaupten, dass es eher das Zeichen und weniger die Studios waren, die „Hollywood“ zum Oberbegriff, zum Synonym für die gesamte nordamerikanische Unterhaltungsindustrie werden ließen.

Dabei existiert heute innerhalb der Grenzen des L.A.-Stadtteils Hollywoods streng genommen eigentlich nur ein aktives Filmstudio: Paramount. Alle anderen großen Studios und Produktionsstätten sind über ganz Los Angeles verstreut – aber dennoch gelten auch sie allesamt als Bestandteile von „Hollywood“. Anderes Beispiel: Eine Schauspielerin beziehungsweise ein Schauspieler kann zwar in New York leben: Aber natürlich ist er oder ist sie trotzdem automatisch ein Hollywood-Star. Und selbst wenn ein Film komplett in Detroit gedreht wurde: Es ist und bleibt ein Hollywood-Film.

Wahrscheinlich weltweit einzigartig war es also das Hollywood Sign, welches für eine ganze Branche identitätsstiftend wirkte, gleichzeitig einen übergreifenden „Marken“-Namen, ein Branding, schuf und für ein einheitliches Zusammengehörigkeitsgefühl stand. Und steht.

Statt Blumen & Torte ein Besucherzentrum: „Nahaufnahme“

Klingt alles nach guten Gründen für eine ordentliche Feier. Und genau die plant der Hollywood Sign Trust. Betsy Isroelit, Sprecherin des Trusts: „Wir werden das 100-jährige Jubiläum des Hollywood Signs im Laufe des Jahres 2023 feiern, und der Trust wird die Feierlichkeiten und Aktivitäten natürlich rechtzeitig bekanntgeben, sobald alle Planungen abgeschlossen sind.“ Auf seiner Website  beschreibt sich der Trust als eine gemeinnützige Organisation, die unter anderem für die „physische Wartung, Reparatur und Sicherung des Hollywood Signs, Bereitstellung wesentlicher Verbesserungen … und Aufklärung der Welt über die historische und kulturelle Bedeutung des Zeichens“.

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Um sich im Jubiläumsjahr von der Schokoladenseite präsentieren zu können, gab der Trust 2022 umfassende Renovierungsarbeiten an den neun über dem Mount Lee Drive, dreißig Meter unter dem Gipfel aufragenden Riesenlettern in Auftrag. Aber der Trust hat auch ehrgeizige Pläne, die weit über das Jubiläumsjahr hinaus abzielen. Jeff Zarrinnam, Vorsitzender des Hollywood Sign Trust: „Im Laufe der Jahre haben Besucher und Einheimische immer und immer wieder ihr reges Interesse an einem „Nahaufnahme“-Erlebnis bekundet, bei dem sie mehr über die Historie des Hollywood-Zeichens, über die legendären Geschichten rund um diese Landmark und die Erwartungen, die das Zeichen weiterhin weckt und die Kreativen der Filmindustrie immer noch inspiriert, erfahren können. Wir freuen uns deshalb, dass die Planungen zur Schaffung eines einzigartigen Besucherzentrums voranschreiten.“

An legendären Geschichten, die ein solches Zentrum füllen könnten, mangelt es wahrlich nicht. Der ursprüngliche Zweck des Schildes war ein monumentales Verkaufsinstrument, ein Werbe-“Plakat“ von Maklern zum Verkauf von Immobilienparzellen: HOLLYWOODLAND. Als es seinen Zweck schließlich mit viel Erfolg erfüllt hatte, begann die Ära der Vernachlässigung und des Verfalls. 1944 wurde der Schriftzug der Stadt Los Angeles gespendet. Drei Jahre später rutschte der Wortteil „LAND“ den Hügel hinab und später auch noch der Buchstabe H. Sechs Jahre lang stand von nun an dort oben und für jedermann, der seinen Blick erhob, gut lesbar: OLLYWOOD.

Noch mehr Geschichten? Die junge Schauspielerin Peg Entwistle stürzte sich vor Enttäuschung (über ihre aus einem Film herausgeschnittene Rolle) von der Spitze des 45 Fuß (15 m) hohen „H“ in den Tod. By the way: 2025 soll ein Biopic über ihr Leben ins Kino kommen, an dem Tony Kaye gerade arbeitet. Und um ihre Geschichte und ihr Schicksal geht es letztlich auch in jenem Film, um dessen Entstehung sich vieles in Ryan Murphys Netflix-Serie HOLLYWOOD dreht. Rockstar Alice Cooper spendete zu Ehren seines Namens das „O“ bei der Restaurierung des Schildes. Acht weitere Spender zahlten ebenfalls jeweils 27.700 US-Dollar für die restlichen Buchstaben. 1978 wurde das Schild strukturell restauriert und gleichzeitig der Hollywood Sign Trust als eine Art „Gralshüter“ gegründet.

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Zurück zum Geburtstag: Aus Sicherheitsgründen und aufgrund von Beschwerden durch Anwohner sowie wegen fortschreitendem Vandalismus ist der Zugang zum Hollywood Sign für die Öffentlichkeit schon lange gesperrt und wird streng – auch mit Kameras – überwacht. Die steile Hanglage macht die Klettertour zudem ohnehin zu einem schwierigen und zweifelhaften „Vergnügen“.

Heißt: Gratulationen zum Hollywood Sign-Geburtstag sind natürlich jederzeit willkommen. Nur auf das dazugehörige Geburtstagsfoto muss zum eigenen Wohl und zum Wohl des Jubilars verzichtet werden… zumindest aus allernächster Nähe, aus ungewöhnlichen Perspektiven oder in Form der unvermeidlichen Selfies.

Was bedeutet das für das „Nahaufnahme“-Besucherzentrum? Betsy Isroelit: „Ein Standort in unmittelbarer Nähe des Zeichens wird nicht in Betracht gezogen.“ Um gleich darauf dazu einzuladen, sich an der Gestaltung dieses „verspäteten“ Geburtstagsgeschenks für das Hollywood-Zeichen aktiv zu beteiligen: „Der Trust freut sich über alle Ideen von Fans aus der ganzen Welt zum richtigen Standort und zu dem, was das Zentrum alles beinhalten und bieten sollte.“

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1 Kommentar
  1. Dude Duderson Kommentar

    Elmar weilt noch unter uns? Kaum zu fassen, der alte Haudegen. ich hatte offen gesagt nicht mehr mit ihm gerechnet.

 

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