Nur kurz die Welt retten? Diese Stars haben damit schon angefangen!

Bis zu seinem Tod im Jahr 2002 war ich mit Rod Steiger befreundet, dem Oscar-Preisträger für seine Rolle als „tough-talking“ Sheriff in IN DER HITZE DER NACHT, der auch für seinen Sarkasmus im Privatleben bekannt war. „Schauspieler spüren, dass der Reichtum und die Verehrung, die sie genießen, unverdient sind. Weil sie ja praktisch nichts tun“, erklärte er mir des Öfteren. „Sie versuchen, ihr schlechtes Gewissen durch gute Taten zu beruhigen.“

Indem er auf seinen persönlichen Erfolg im Filmgeschäft verweist, greift Ben Affleck (ab 10.8.2023 mit HYPNOTIC im Kino) gewissermaßen Steigers Bemerkung auf. In einem Video zur Vorstellung seiner Eastern Congo Initiative (ECI) erklärte er: „Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Ich hatte das Glück, erfolgreich zu sein. Ich habe bekommen, was ich als Schauspieler, Autor und Regisseur immer wollte. Aber ich kam an einen Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, ein so leeres Leben zu führen. Ich lebte nur für mich. Ich wusste nicht, was meine Werte waren.“

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Ben Afflecks ECI-Engagement zur Zusammenarbeit mit kongolesischen Organisationen hat das Ziel, die Wirtschafts- und Umweltbedingungen in diesem zentralafrikanischen Land zu verbessern. Es wurzelt in „der schockierenden Tatsache, dass 2,2 Milliarden Menschen auf diesem Planeten keinen Zugang zu sauberem Wasser haben“, wie Affleck bei einer Veranstaltung zum Thema Sauberes Wasser erwähnte, die er gemeinsam mit der deutschen Organisation Cinema for Peace in Beverly Hills moderierte. 12 YEARS A SLAVE-Star Chiwetel Ejiofor und Musiker und Filmkomponist Randy Newman waren übrigens als Ehrengäste dabei.

Zusammen mit seinem Buddy (außerdem entfernten Cousin) und AIR – DER GROSSE WURF Co-Star Matt Damon produzierte Affleck das HBO-Drama THIRST, das uns die Dimensionen der globalen Wasserkrise eindringlich aufzeigt. Matt Damon wiederum gründete zusammen mit dem Ingenieur Gary White die Organisation water.org und WaterEquity, die Menschen in mehr als einem Dutzend Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika dabei helfen sollen, die notwendigen Einrichtungen für Trinkwasser und Sanitäranlagen zu bauen. „Jedes Jahr sterben eine Million Kinder an völlig vermeidbaren Krankheiten wie Durchfall, was für uns im Westen eine lächerliche Vorstellung ist, vor allem für uns Eltern, deren Kinder wegen so etwas im Höchstfall einen Schultag verpassen“, sagt Matt Damon, der selbst vier Töchter hat.

Engagiert haben sich Hollywoods Stars immer: Früher gegen den Krieg in Vietnam. Heute für die Rettung der Erde.

Die zunehmende globale Wasserverschmutzung haben auch Pierce Brosnan und sein Sohn Paris im Blick. Gemeinsam starteten sie ein Video, das auf die extrem lange Lebensdauer und quasi Nicht-Abbaubarkeit von Kunststoff aufmerksam machte. Der Ex-007-Darsteller „klaute“ den Titel eines frühen Bond-Films, DIAMONDS ARE FOREVER, und verballhornte ihn zu PLASTIC IS FOREVER… natürlich ohne den wunderbaren Filmsong von Shirley Bassey.

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„Plastikbestandteile in den Dingen die wir verwenden, die wir essen, sogar in der Luft, die wir atmen, können für immer vorhanden sein“, mahnt Pierce Brosnan in dem Video. Ziel der Kampagne ist es nicht, Plastik komplett zu eliminieren, sondern ein umweltgerechtes Management zu fördern. Daher vielleicht auch der etwas zweideutig zu verstehene Titel der Kampagne Plastic is Forever. BLACK ADAM-Star Brosnan: „Es ist also an der Zeit, clever damit umzugehen!“

Das Thema Plastik beschäftigt auch Adrian Grenier, als „Vincent ‚Vince‘ Chase“ die zentrale Figur der HBO-Serie ENTOURAGE. Er war 2015 Mitbegründer der Lonely Whale Foundation, bei der sich übrigens auch Leonardo DiCaprio engagiert und die sich das Ziel, gesetzt hat, das Bewusstsein für die Gesundheit der Weltmeere zu schärfen. Adrians Aufruf #StopSucking sorgte für Schlagzeilen. Das Ziel der Kampagne: Weg mit den Einweg-Plastikstrohhalmen, die besonders schädlich für Meerestiere sind.

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Das Thema Wasser beziehungsweise Wasserarmut beschäftigt auch TÁR-Star Cate Blanchett. In einem Interview wies sie auf die gefährliche Dürre in Australien hin. Ihr nächster Film, THE NEW BOY, spielt übrigens in Australien und handelt übrigens von einem neunjährigen Aborigine-Waisen (Kinostart in Deutschland noch unbekannt). Als Mutter von vier Kindern, so erklärte sie in ihrem Audible-Podcast CLIMATE OF CHANGE, fühle sie sich geradezu verpflichtet, die Ärmel hochzukrempeln und sich an die Arbeit für eine bessere Welt zu machen.

Wie Cate Blanchett verbindet auch Daryl Hannah ihr Engagement für die Umwelt mit ihrer Verantwortung für Andere: „Ich bin wie eine Bärenmutter, die beschützt, was ich liebe. Warum sollten wir alles, was wir zum Überleben brauchen, vergiften, abbauen, erodieren und abschlachten?“, fragte sie 2011 in einem Gespräch mit der Zeitung Santa Barbara Independent. 2023 wurde sie in Santa Barbara übrigens mit dem „Environmental Hero Award“ gefeiert.

Was auch immer die individuellen Beweggründe sind: Das philanthropische Engagement von Hollywood-Stars ist ja nicht ganz neu und keine exklusive Erscheinung der letzten Jahre. Frühere Aktivitäten konzentrierten sich einfach mehr auf soziale und politische Anliegen wie den Vietnamkrieg (Jane Fonda), die Rechte der amerikanischen Ureinwohner (Marlon Brando) oder die Archivierung von Zeugnissen des Holocaust (Steven Spielberg). Mit Ende des 20. Jahrhunderts verlagerte sich der Fokus aber immer mehr auf den Klimawandel, das Thema Heal the World und die notwendige Konzentration auf die Erhaltung oder Wiederherstellung natürlicher Ressourcen.

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Der Kauf riesiger Landflächen zum Schutz vor Besiedlung, Abholzung, Bohrungen oder dem zerstörerischen Abbau von Natur-Ressourcen war dabei der erste Schritt. Robert Redford, einer der frühesten Umweltschützer in Hollywood-Kreisen, kaufte eine Reihe von Hügeln in Utah (wo auch sein jährliches Sundance Film Festival beheimatet ist) und fördert seitdem das Bewusstsein für die Bedeutung der Natur – sowohl privat, etwa durch seine Stimme als „Trustee“ (mit prominenten Kollegen wie Leonardo DiCaprio und Julia Louis-Dreyfus) für das Natural Resources Defense Council, als auch „beruflich“ mit seinen Filmen AUS DER MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS, DER ELEKTRISCHE REITER oder DER PFERDEFLÜSTERER.

Einen ähnlichen Weg beschreiten CNN-Gründer und Ex-Fonda-Gatte Ted Turner, der sich in Argentinien aber vor allem auch in den USA zehntausende Hektar unberührtes Land – eine Fläche, halb so groß wie Thüringen – für die Wiederansiedlung von Bisons sicherte. Sylvester Stallone machte Schlagzeilen, weil er Teile des Amazonas-Regenwaldes kaufte.

Hand aufs Herz: Gutes tun bringt natürlich auch Gutes mit sich. Zum Beispiel fürs Image.

Ganz klar: Sobald ein gemeinnütziges Projekt, eine Initiative oder Kampagne mit einem prominenten Namen verbunden wird, wächst sofort das öffentliche Interesse und öffnen sich Türen, hinter denen vieles zuvor Undenkbare, Unmachbare oder Unmögliche dann plötzlich doch möglich werden. Das weiß auch Gisele Bündchen, Ex-Frau von Footballstar Tom Brady. Seit 2009 ist das im Amazonas-Land Brasilien geborene Supermodel Global Goodwill Ambassador des UN-Umweltprogramms. Ihr Berühmtsein macht ihre Arbeit nicht nur leichter, sondern das Engagement in ihrer Position überhaupt erst sinnvoll. Nicht vergessen sollte man dabei natürlich nicht, dass das Gutes-tun natürlich auch sein Gutes für die Prominenten selbst und ganz nebenbei auch für deren Geschäftspartner und Auftraggeber hat. So ehrlich muss man bei aller Selbstlosigkeit schon auch sein.

Edward Norton ist ein weiteres Beispiel für einen Hollywood-A-Lister, der sich leidenschaftlich mit den Umwelt-Zeitgeist identifiziert. Norton – aktuell mit ASTEROID CITY im Kino oder GLASS ONION: A KNIVES OUT MYSTERY bei Netflix – ist der Sohn des bekannten Rechtsanwalts (unter anderem von US-Präsident Jimmy Carter) und Naturschutzpioniers Ed Norton, der bereits in den Achtziger Jahren eine führende Rolle bei der australischen Wilderness Society spielte. Sohn Edward legt sogar noch einen drauf: Zu seinen Engagements und von ihm unterstützten Organisationen zählen der Maasai Wilderness Conversation Trust, Sea Shepherd, Save the Elephants, Greenpeace, das Earthday Network, WildAid, das Solar Neighbours Program, die African Wildlife Foundation, Global Green, Earth Justice, die Wilderness Society und die Avoided Deforestation Partners. Wow, mehr geht kaum.

Auf die Frage, ob das Engagement Hollywoods nicht auch noch über die persönlichen Umweltinitiativen von Schauspielern und Filmstars hinweg reichen sollte, sagt Edward Norton: „Natürlich kann nicht jeder Film oder jede Fernsehsendung eine Umweltbotschaft haben. Aber es ist wunderbar, wenn Respekt vor der Natur oder Themen über die Folgen rücksichtslosen Verhaltens wirkungsvoll in unseren Erzählungen verwoben werden. Vor allem in Kinderprogrammen – denn wir beeinflussen, wie die jungen Köpfe die Welt sehen.“

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