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Für immer auf Leinwand?

„Ist doch logisch“, denkt man sich. Ich meine aber nicht die Tatsache, dass gefilmtes Material für immer existieren kann. Ich meine, dass ein Schauspieler selbst nach seinem Tod neue Rollen in Filmen und Serien spielen könnte. Eine neue Technologie macht dies möglich. Kranke Scheiße, irgendwie.

Als Paul Walker am 30. November 2013 eines schrecklichen Unfalltodes starb, befand er sich eigentlich inmitten der Dreharbeiten zu THE FAST AND THE FURIOUS 7. Die Produktion wurde selbstverständlich zunächst gestoppt und im April 2014 schließlich fortgesetzt. Es fehlten noch einige Szenen, in denen Paul Walker hätte auftauchen müssen. Zunächst ein Dilemma für die Produzenten. Doch sie fanden eine Lösung, die Dreharbeiten zu dem Film trotzdem wie geplant fortzuführen. Denn „The Show Must Go On“. Und zwar mit Paul Walker beziehungsweise dessen Brüdern Cody und Caleb Walker und zusätzlicher Hilfe von CGI.

Derzeit unterziehen sich Schauspieler also einem umfangreichen Ganzkörper-Scan, um auch nach ihrem Ableben als täuschend echte LED-Hologramme neben ihren lebendigen Kollegen weiterzuspielen. Hah … klingt absurd, aber es ist tatsächlich Realität.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Schauspieler oder eine Schauspielerin während einer Produktion das Zeitliche segnet. Dann nämlich wurde der Charakter einfach „vergessen“, durch einen anderen Schauspieler ausgetauscht und einfach so getan, als hätte dieser eine Gesichts-OP über sich ergehen lassen müssen. In der beliebten Sitcom THE BIG BANG THEORY starb im wahren Leben die Serienmutter von Howard Wolowitz. Man hat sie nie gesehen, aber ihre Stimme war einzigartig. Nach ihrem Tod entschied sich die Produktion, sie auch in der Serie sterben zu lassen. Eine pietätvolle Entscheidung, wie ich finde.

Nun hängen bei einem Film wie THE FAST AND THE FURIOUS, bei dem nicht chronologisch gedreht wird, einige viele Arbeitsplätze und somit nicht zuletzt ganze Existenzen an der Fertigstellung eines solchen Films. Und weil eben Lücken entstanden sind, die man nicht sinnvoll schließen konnte, mussten nun einmal unkonventionelle Mittel eingesetzt werden. Deshalb war die Entscheidung der Produzenten wohl die optimale Lösung. Aber wie müssen sich Caleb und Cody Walker gefühlt haben, als sie nur wenige Monate nach dem Tod ihres Bruders dessen Rolle des Brian O’ Conner übernommen haben? Und wie muss es sich anfühlen, wenn die eigene Karriere einen Aufschwung erhält, eben weil der eigene Bruder gestorben ist? Kann man hier davon sprechen, über Leichen gegangen zu sein? Nee. Nee … oder? Nee.

Das digitale Zeitalter lässt uns in Zukunft also tote Menschen in Filmen sehen. Finden wir das gut? Und muss das denn wirklich sein? Klar, es ist tragisch und fraglos ein Verlust, wenn ein bekannter und vor allem begabter Schauspieler stirbt. Dennoch denke ich, dass wir den Lauf der Dinge nicht manipulieren sollten. Wenn einer geht, ist Platz für einen anderen. Der König ist tot, lang lebe der König. Es ist ja nun nicht so, als gäbe es keine qualifizierten Nachfolger in der Filmbranche.
Andererseits könnten solche Nachtod-Engagements die Hinterbliebenen finanziell absichern. Passiert das denn dann? Und wohin führt das Ganze. Sehen wir irgendwann nur noch Tote auf der Leinwand und treiben die lebenden Schauspieler in den existenziellen Ruin, weil sie keine Jobs mehr bekommen?

Die Zukunft des Films hat noch einiges für uns in petto.

Sou Boujloud

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1 Kommentar
  1. Hans Kommentar

    James Dean soll übrigens auch per CGI (zumindestens cineastisch) zum Leben erweckt werden: Das Vietnam Drama “Finding Jack” wird dann sozusagen sein vierter Film, gruselig-bizarre Vorstellung, dass er dann die Hauptrolle in einem Kriegsfilm erhält, der 15 Jahre nach seinem Tod spielen wird.

 

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