The future is FeMale | UNVERBLĂśMT

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Sou Boujloud: ProfilbildUrsprünglich wollte ich über die Frauenquote schreiben. Und zwar, dass ich sie doof finde und keinen Sinn darin sehe, Frauen in Unternehmen zu bringen, weil es eine Quote will. Darüber wurde (bereits und ich habe auch schon) sehr viel gestritten. Fakt ist: Die Disbalance besteht, und ich bin der festen Meinung, dass in vielen Bereichen – wie der Politik und anderen höheren Instanzen – definitiv eine geschlechtliche Balance herrschen muss. Wer DARÜBER diskutieren will, sollte einfach keine Daseinsberechtigung haben. Es juckt mir aber in den Fingerspitzen. Deshalb noch schnell ein paar Zeilen dazu:

Warum ich gegen die Frauenquote bin

Die Herangehensweise, dieser Problematik eines gesetzlich festgesetzten Frauenanteils in Unternehmen schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen, ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg, Aber wer bin ich schon.

Für mich gilt immer Qualität vor Quantität. Die Vorstellung, einen Job zu bekommen, weil ich in erster Linie eine Frau bin, finde ich grausig. Dafür habe ich nicht so hart gearbeitet. Da scheitere ich lieber mit Würde und schreite erhobenen Hauptes zum Jobcenter (Arbeitsamt nimmt mich nicht, da Freelancer). Oder ich mache es so, wie es mein Chef getan hat: einfach besser werden als die anderen.

Kommen wir zum eigentlichen Thema meiner heutigen Kolumne: Bei der Recherche zur Frauenquote wurde mir erst bewusst, weshalb ich jedes Mal mit den Augen rolle, sobald es um Frauen und Gleichberechtigung geht. Nein, Moment! Das ist so gar nicht richtig formuliert. Ich rolle mit den Augen, wenn selbsternannte Superfrauenrechtlerinnen die Axt hervorziehen und auf alles einschlagen, was in irgendeiner Weise mit dem männlichen Geschlecht zu tun hat.

Man kann einfach kein Gespräch über dieses Thema führen, ohne dass mindestens eine Frau mit fieser Miene gegen die Männerwelt wettert. Falls ihr es noch nicht wusstet: Die Männer sind schuld daran, dass wir Frauen es so unsagbar schwer in der Arbeitswelt haben. Es gibt keinen anderen Grund. Basta. Da fällt mir gerade Josef Stalin ein. Er sagte einmal:

Da draußen lauert ein Wolf. Er will mein Blut. Wir müssen alle Wölfe töten!

Ersetzen wir dieses StĂĽck paranoiden Wahnsinns einmal mit Begriffen, die in die heutige Frauenrechtlerzeit passen:

Da draußen lauert ein Mann. Er will meinen Job. Wir müssen alle Männer töten!

Das wirkt fĂĽr den einen oder anderen vielleicht etwas … krass. Aber so empfinde ich diese Angelegenheit. Es scheint mir, als wäre dieses Aufstreben nach Gleichberechtigung nicht möglich, ohne mit voller Aggressivität einen Krieg zu entfachen und alles zu vernichten, was einen Penis hat. Denn falls ihr es noch nicht wusstet: Jeder Mann ist schuld daran, dass unter FĂĽhrungskräften so wenige Frauen sind. Das habe ich schon so oft erlebt, dass ich mich mittlerweile frage, ob ich vielleicht nicht mitbekommen habe, dass sich alle Männer dieser Welt zu heimlichen Treffen versammeln und fiese Pläne schmieden, um die Frauen zu unterdrĂĽcken. Abends, wenn wir mit Essen kochen und Wäsche bĂĽgeln beschäftigt sind, natĂĽrlich.

Es herrscht Krieg, meine Herren

Vor zwei Jahren besuchte ich ein Symposium der Academy einer bekannten Frauenzeitschrift. Die Karrierefrau stand im Fokus. Das fand ich aufregend, weil es tatsächlich auch so ist, dass erfolgreiche Frauen nicht so präsent sind wie Karrieremänner. Weil ich seit jeher das Maximum an Möglichkeiten für mich anstrebe und immer über die mir sichtbaren Grenzen hinausgehen will, freute ich mich auf diese Erfahrung.

Der Saal war gefĂĽllt mit aufstrebenden Frauen. Das war toll! Und auf der BĂĽhne standen auĂźerordentlich erfolgreiche Karrierefrauen, die das Geheimnis ihres Erfolgs mit uns teilen wollten. Ich verlieĂź dieses Symposium ungläubig und irritiert, denn keine dieser Frauen lieĂź auch nur eine Gelegenheit aus, sich ĂĽber Männer lustig zu machen oder anhand einer Powerpoint-Präsentation zu veranschaulichen, wie primitiv die Männerwelt im Vergleich zum Ăśberwesen Frau doch sei. Zum GlĂĽck war ich zu diesem Reinfall von Veranstaltung eingeladen worden. Hätte ich, wie die anderen Frauen, 250 Tacken fĂĽr diesen ScheiĂź ausgegeben … pff.

Heldinnen in der Filmbranche

Vor kurzem besuchte ich ein Panel. Das Thema war „Heldinnen in der Filmbranche“ oder so ähnlich. Da ich ja selbst in dieser Branche tätig bin und früher schon Erfahrungen damit gemacht hatte, in einigen Departments zu den wenigen Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts zu zählen, freute ich mich ziemlich.

Da saßen also fünf Frauen auf der Bühne und erzählten von ihren Karrieren. Und schließlich auch, wie scheiße Männer seien. Für meinen Geschmack wurde das Gespräch zu einseitig. Denn Männer waren, wie so oft, aus dieser Gesprächsveranstaltung ausgeschlossen. Es befanden sich zwar welche im Publikum, aber ich hätte mir gewünscht, einen Mann zwischen den Frauen auf der Bühne zu sehen. So läuft meiner Meinug nach nämlich ein guter Diskurs ab.

Als dann schließlich das Wunschziel geäußert wurde, irgendwann reine Frauen-Teams zu haben, um die Männer zu besiegen, meldete ich mich zu Wort und wies darauf hin, dass dies meiner Meinung nach nicht als erstrebenswert erachtet werden sollte. Denn aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Frauen im Umgang miteinander nicht immer sehr harmonisch agieren. Ebenso ist es auch unter Männern. Eine Mischung tut in jeder Hinsicht gut. Und man darf bei all diesen Debatten auch nicht so tun, als gäbe es keine geschlechtsspezifischen Eigenschaften. Von einer Pauschalisierung distanziere ich mich hiermit a-u-s-d-r-ü-c-k-l-i-c-h.

Es wäre aber vermessen, zu behaupten, Frauen hätten immer eine harmlose Konkurrenzkampfkultur. In den sieben Jahren als Aushilfe in einem reinen Frauenbetrieb taten sich vor mir AbgrĂĽnde auf, von denen ich mich bis heute nicht ganz erholt habe. Da wurden Intrigen gesponnen und Konkurrenzkämpfe auf GANZ hohem Niveau ausgetragen. Mit „hoch“ meine ich unterirdisch. Unsagbar fies und, ja … ĂĽbel.

Zum Glück habe ich danach bessere Erfahrungen gemacht und bin heute mit meiner Situation außerordentlich zufrieden. In einem Gespräch darüber sagte meine liebe Kollegin, dass Frauen vielleicht so unerbittlich mit ausgestreckten Ellenbogen durch die Arbeitswelt marschierten, weil es nicht genügend gute Positionen für alle Frauen gebe. Das macht irgendwie ein bisschen Sinn und führt uns wieder zur heiß diskutierten Frauenquote.

Aus stutenbissig wird zunächst stutensanft

Grundsätzlich finde ich diese Welle des sogenannten Women Empowerment eine ziemlich gute Sache. Frauen helfen Frauen. Frauen setzen sich füreinander ein und gönnen einander Erfolg und Schönheit. Dass es überhaupt diese relativ neue Bewegung gibt, bestätigt doch meine vorangegangene Aussage.

In meinem kleinen, aber feinen Freundeskreis gibt es starke Frauen. Ich bewundere jede für das, was sie tut. Nämlich, sich selbst zu verwirklichen. Da ist die eine Überfliegerin, die nicht nur die Männerwelt erobert, sondern mit absoluter Sicherheit bald nicht mehr von der Film- und Comedy-Welt wegzudenken ist.

Dann gibt es die andere, die sich von einem elendigen Mode-Job in Deutschland losgesagt hat und ihr eigenes Ding zwischen Shanghai und Deutschland macht. Ich denke an meine Schwester, meine Mama und an meine Nichte, die mit fünf Jahren schon einen typischen „Jungen-Sport“ betreibt.

Und schaut man weiter, findet man überall tolle Frauen wie Männer, die wahnsinnig erfolgreich sind. Diese müssen nicht jetzt erst erschaffen werden. Die Gesellschaft tut so, als befänden wir uns just in einer Revolution, um all das möglich zu machen, was es eigentlich schon gibt. Es gibt starke und erfolgreiche Frauen. Und viele davon definieren ihren Erfolg selbst. Dafür muss keine Führungsposition besetzt werden. Vielleicht stellt man sich auch mal die Frage, welche von diesen schimpfenden Frauen gerne ein Unternehmen leiten möchte?

Ich persönlich bin genau da, wo ich sein möchte. Ich habe gar keine Ambitionen, Geschäftsführerin von irgendwas zu sein. Ich liebe, was ich tue, und genau das, wo und wie ich gerade bin. Und soll ich euch etwas verraten? Bis hierher war es ein abenteuerlicher Weg für mich. Ich hatte oft das Glück, in meinen Talenten erkannt und gefördert zu werden. Und die Menschen, die mich gefördert und mir Chancen gegeben haben, waren ausnahmslos Männer. Und ich bin auch Frauen begegnet. Nur mal so zur Info. Es ist wichtig, dass eine Veränderung passiert. Ganz klar. Aber ist es notwendig, Männer nun als Feinde zu sehen und einen Krieg zu führen?!

The Future Is Female?

Im Internet tauchen immer mal wieder Sprüche auf, wie „men should be glad, women want equality not revenge“ oder „the future is female“. Emma Thompson, die Power-Frau schlechthin, erzählte mir in einem Interview einmal, dass sie es begrüße, Frauen in aufstrebenden Positionen zu sehen. Allerdings sei sie auch der Meinung, dass es ein Miteinander und Füreinander geben und nicht, wie es im Internet gerne verbreitet wird, die Zukunft feminisiert werden solle.

Wir sollten verlernen, was Neid und Missgunst sind. Wir sollten uns zugestehen, zu anderen aufschauen und Motivation und Kraft aus dem Erfolg anderer ziehen zu können. Nicht Hass und Zerstörungswut. Ich habe mich noch nie benachteiligt gefühlt, weil ich kein Y-Chromosom habe. Was ich tun wollte, habe ich getan. Die Ziele, die ich mir gesteckt habe, habe ich soweit erreicht. Es ist doch wie Rassismus: Wenn man darauf achtet, findet man ihn überall. Steht er gar nicht zur Debatte, behält man die Energie, um sie für sich einzusetzen.

Ich denke, dass es eine Frage der (gesellschaftlichen) Erziehung ist, jungen Mädchen zu zeigen, dass ihnen alle Möglichkeiten offenstehen. Prinzessin Fantaghirò hat mich gelehrt, dass ich Prinzessin und Kämpferin sein kann.

Schauspielerin Reese Witherspoon gründete die Produktionsfirma Hello Sunshine, mit der sie ausschließlich Filme produziert, in denen Frauen eine gute, beachtenswerte Rolle spielen. Caroline Kebekus wurde durch Gaby Köster erst klar, dass auch Frauen Comedy machen können. Prinzessin Jasmin aus ALADDIN zeigt den jungen Mädchen heute, dass man sich keinen alten Traditionen beugen muss.

Es gibt genügend wunderbare weibliche Vorbilder da draußen. Vielleicht sollten wir sie finden und ihre Geschichten erzählen. Und vielleicht erzählen Männer und Frauen dann auch gemeinsam. Und wir hören endlich auf, uns voneinander abzugrenzen. Dann können wir uns endlich auf das Richtige einigen: The Future Is FeMale.

Sou Boujloud

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