Trailer: ja oder nein? | UNVERBLÜMT

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Sou Boujloud: Profilbild

Wenn ein neuer Film in die Kinos kommt, wird er meistens viele Wochen vor Start beworben. Und zwar mit einem – genau – Trailer. Lasst mich kurz meine imaginäre Klugscheißerbrille nach oben schieben:

„Ein Trailer ist ein aus einigen Passagen des originalen Werks zusammengesetzter Videoclip mit einer meist kurzen Laufzeit, die zur Werbung für einen Kino- oder Fernsehfilm, ein Computerspiel oder eine andere Veröffentlichung dient.“ (Wikipedia)

 Der Begriff leitet sich aus dem englischen „trail“ ab, was „Nachlauf“ bedeutet. Denn früher wurden Trailer, anders als heutzutage, erst nach einem Hauptfilm als Ausblick auf das kommende Filmprogramm gezeigt. Ich spreche wahrscheinlich für viele, wenn ich behaupte, dass es begrüßenswert wäre, wieder zurück zu dieser Vorgehensweise zu gehen. Nach 30 Minuten Werbung und Trailern ist das Popcorn nämlich meist schon alle, bevor der eigentliche Film endlich losgeht.

Trailer-Drama

Ist es euch auch schon so ergangen, dass ihr nach einem vielversprechenden Trailer ins Kino gerannt seid und nach zwei Stunden völlig enttäuscht wieder herauskamt? Teilweise scheint es so, als wären sämtliche guten Szenen aus dem Film in diesen einen Trailer gepackt worden. Manchmal suchen wir im Film sogar vergeblich nach einigen Trailer-Szenen. Das liegt oft daran, dass der finale Schnitt bei der Trailer-Erstellung noch nicht erfolgt ist und dann einiges doch noch rausfliegt. Aber mittlerweile ist das eher selten der Fall.

Fake-Trailer

Sicherlich habt ihr schon vom sogenannten GRINDHOUSE PROJECT gehört, dem US-amerikanischen Action-Horror-Thriller-Double Feature der Regisseure Quentin Tarantino und Robert Rodriguez aus dem Jahr 2007? In den amerikanischen 1960ern/1970ern waren sogenannte „Grindhouses“ Kinos, die sich auf B-Movies spezialisierten. Meist gab es diese im Doppelpack als „Double Feature“. Die Filme der beiden Regisseure sollten also im Doppelpack gezeigt werden. Da die Menschen im 21. Jahrhundert wohl keine Ahnung hatten, was es mit diesen Grindhouses auf sich hatte, gingen die meisten Kinobesucher nach dem ersten Film, Rodriguez’ PLANET TERROR, aus dem Kino. Und verpassten somit Tarantinos DEATH PROOF. Und weil es so schieflief, wurden beiden Filme in Europa dann doch getrennt voneinander gezeigt.

Nun, ich schweife ab. Denn wie dem GRINDHOUSE PROJECT auch sei, geht es ja hier um Trailer. Eben aber anlässlich dieses Projekts wurden Trailer zu Filmen produziert, die es nie geben sollte. Fake-Trailer also. Einer dieser Trailer kam allerdings so gut an, dass Robert Rodriguez den Film schließlich doch produzierte: MACHETE.

Trailer-Hype

Teilweise erfahren Trailer größere Aufmerksamkeit als die Filme, die sie bewerben sollen. So filmten sich die Darsteller von STAR WARS selbst, während sie den Trailer zum ersten Mal ansahen. Scheint sowieso ein Internet-Ding zu sein: Menschen dabei beobachten, wie sie etwas anderes beobachten und darauf reagieren. Oder auch nicht reagieren.

Hier eine Liste erfolgreicher Fake-Trailer

MACHETE
Ein mexikanischer Auftragskiller auf Rachefeldzug.

WEREWOLF WOMEN OF THE SS von Rob Zombie

Von Hitler im Dritten Reich erschaffene Superfrauen, die sich in Werwölfe verwandeln …

HOBO WITH A SHOTGUN

Ein Wanderarbeiter (Hobo) ernennt sich selbst zu Robin Hood und knallt jeden mit seiner Schrotflinte ab, der für Ungerechtigkeit sorgt.

Neulich am Telefon mit Schröck

Gerade hatte ich den aktuellen Trailer zu STAR WARS – EPISODE IX: DER AUFSTIEG SKYWALKERS gesehen und war wegen der letzten Sequenz ganz aus dem Häuschen. Also rief ich Daniel an, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. Die bekam ich allerdings nicht zu hören, weil er sich strikt weigert, den Trailer anzusehen. Der Grund? Lest selbst, Daniel hat für euch in die Tasten gehauen:

„Ich werde mir den Trailer erst einmal nicht ansehen. Es hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass es besser ist, wenn ich mir nur die ersten Teaser zu einem STAR WARS-Film anschaue. Aus dem einfachen Grund: Sie verraten noch nicht zu viel, wecken dennoch die Neugier und laden trotzdem zu Spekulationen ein. Alles andere möchte ich im Kino erleben. So rein und unvoreingenommen wie möglich. Denn STAR WARS ist für mich etwas sehr Persönliches. Verstärkt durch die Tatsache, dass wir das Ende einer Saga vor uns haben, die mich ein Leben lang begleitet. Mit der ich schon so viele Höhen und Tiefen mitgemacht habe. Oder Dinge wie Kylo Ren-Duschgel, ein Wookie-Weihnachtsspecial, diverse Ewok-Spin-offs, MUPPET SHOW-Auftritte und Darth Vader-Helme mit Micky Maus-Ohren.

Ich mag auch nicht jede Entwicklung innerhalb der Marke, aber es gibt keine Serie, keine Filme, die ich so isoliert für sich sehe, beurteile und verarbeite wie die Abenteuer in einer weit, weit entfernten Galaxis. Hype oder Hate werden ausgeblendet. Genau wie fast alle neue Informationen. Die Filme sollen mich dort überzeugen, wo sie es am besten können: auf der großen Leinwand. Betrachtet durch die ahnungslosen Augen eines großen, kleinen Kindes. Beseelt durch die Worte eines weisen Meisters: Denk immer daran, dein Fokus bestimmt die Realität.“

Trailer gucken oder nicht gucken?

Ich kann Daniels Standpunkt absolut verstehen und womöglich würde ich manchmal genauso handeln, wenn ich könnte. Aber allein wegen meines Jobs kann ich mich nicht weigern, einen Trailer anzuschauen. Ihr erinnert euch an meine Kolumne zu ES KAPITEL 2? 😉 Verteufeln will ich das Trailer-Dasein aber auch nicht. Schließlich helfen sie uns, einen (ersten) Eindruck von einem Film zu bekommen. Vor allem, wenn wir zuvor nichts über die Thematik oder den Regisseur gehört haben. Also: Trailer anschauen? Ja, aber mit der Option, wegzuklicken.

Sou Boujloud

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