Berlinale 2018 – Tag 8 | Dolby Atmos Masterclass, Unsane und ein kleiner Aufreger-Film

Das tägliche BERLINALE-TAGEBUCH 2018

 

Was macht die Dolby-Atmos-Surround-Sound-Technik zu so einem wichtigen Bestandteil, wenn man das ganze Paket Kinogenuss mitnehmen möchte? Am 8. Tag der BERLINALE 2018 liessen wir uns mit drei Sound Engineers im Rahmen der Berlinale Talents bei der Veranstaltung “Dolby Class Masterclass” auf die Diskussion über die Wirkung von Sound auf den Film ein. Dabei zeigten uns die Vortragenden James Shannon, Tobias Fleig, Adrian Baumeister und Adam Daniel, wo der Unterschied zwischen Mono, Stereo und Dolby Atmos liegt. Anhand von diversen Filmclips, die erstmal ohne Dolby Atmos-Sound abgespielt, dann mit Dolby-Atmos-Sound gezeigt wurden, versuchten sie anschaulich zu machen, was die Sound-Technologie ausmacht und wie sie die Wahrnehmung eines ganzen Films verändern kann. Wenn sich die Sounds von der linken Kinohälfte in die rechte Kino-Seite verlagern oder der Sound gar aus den an der Decke befestigten Lautsprechern dröhnt. Insbesondere eine Erfahrung, wenn Naturgewalten wie Gewitter, Regen oder Sturm erfahrbar gemacht werden sollen.

Auch am Nachmittag blieben wir am Donnerstag den “Berlinale Talents” weiter treu und besuchten dann noch im Hebbel am Ufer 1 in Berlin-Kreuzberg den Talk mit den beiden Musikern und Komponisten Carsten “alva noto” Nicolai und  Ryūichi Sakamoto, die uns in den Welt der Filmmusik einführten. Zusammen komponierten sie beispielsweise die Musik zum Film THE REVENANT mit Leonardo diCaprio. Den gesamten Talk in voller Länge könnt ihr euch hier noch einmal anschauen:

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Welche Filme wir uns am Donnerstag ansahen, erfahrt ihr hier:

UNSANE – AUSGELIEFERT  / SEKTION WETTBEWERB

Unsane / Copyright: Fingerprint Releasing / Bleecker Street

UNSANE ist der neue, düstere Film von Regisseur Steven Soderbergh. In dem ausschließlich mit einem IPhone gedrehten Thriller verlässt eine junge Frau ihre Heimatstadt, um ihrer Vergangenheit zu entfliehen und beginnt einen neuen Job. Doch dann wird sie unfreiwillig in einer psychiatrischen Klinik festgehalten und trifft dort auf die Person, vor der sie aus ihrer Heimatstadt geflohen ist. Ein Film, bei der anfangs Hauptdarstellerin Claire Foy noch zu sehr in Gestik und Mimik an ihre Rolle als Queen Elisabeth II. aus THE CROWN erinnert, sie sich aber im Laufe des Films schauspielerisch um ein Vielfaches steigert und am Ende toll eine vor Angst und Verzweiflung getriebene Figur mimt, die am Ende instinktreich und hart zurückschlägt. Ein Film, bei der in unserer Vorführung bei einer Szene das gesamte Kino – und wir meinen wirklich – das gesamte Kino laut aufschrie, was wir in diesem gemeinschaftlichen Schockmoment so intensiv auch noch nie erlebt hatten und der ein System zeigt, dass aus Profitgier seine angedachte Schutzfunktion vernachlässigt und unschuldige Menschen in Kliniken einweist. Ein spannender, guter Film.

Weitere Vorstellungen:
23.02. 18h00 Friedrichstadt-Palast

TOUCH ME NOT  / SEKTION WETTBEWERB

Touch Me Not / Copyright: © Manekino Film, Rohfilm, Pink, Agitprop, Les Films de l’Etranger

Was ist Intimität und wie sind Berührungen möglich? In dem zwischen Fiktion und Dokumentation angelegten Werk TOUCH ME NOT erforscht Regisseurin Adina Pintilie die Bereiche zwischen Nähe und Distanz unserer zwischenmenschlichen Beziehungen. Dabei begleitet sie drei Menschen, die sich nach Intimität sehnen, doch gleichzeitig davor Angst haben – und sich deshalb in Kursen oder von Therapeuten in die Welt der Intimität einführen lassen. Ein Blick tief in die Gefühlswelten der Protagonisten, die sich auch auf eine Reise begeben, bei der sie ihre Sexualität näher kennenlernen und verstehen müssen. Natürlich bleiben dabei Sexszenen – und ja, auch teilweise – eklatante Szenen nicht aus. Warum aber in den hiesigen Medien von einem Eklat gesprochen wird, ist aus unserer Sicht sehr unverständlich. Sex gehört nun einmal zum Leben dazu. Egal, in was für Ausführungen. Ein interessanter Film, dem am Ende vielleicht ein wenig die Antwort auf die Anfangsfrage zu fehlen scheint. Aber andererseits: Intimität – das ist ja auch etwas sehr Subjektives. Musik steuerte übrigens die legendäre Band Einstürzende Neubauten bei.

Weitere Vorstellungen:
23.02. 12h00 Friedrichstadt-Palast
24.02. 18h00 Friedrichstadt-Palast
25.02. 22h30 International

KISSING CANDICE  / SEKTION GENERATION

Kissing Candice / Copyright: © Venom Films / Steve Annis

Die 17-jährige Candice sehnt sich wie so viele Jugendliche aus ihrem Umfeld danach, der Trostlosigkeit ihrer Hafenstadt in Irland zu entkommen. Sie träumt lebhaft von einem anderen, aufregenderen Leben und einem bestimmten Jungen. Als dieser dann in ihrem wahren Leben auftaucht und ihr hilft, als sie einen epileptischen Anfall erleidet, ändert sich vieles und sie wird in die gefährlichen Machenschaften einer Gang verwickelt.

In dem Regiedebüt der jungen Nordirin Aoife McArdle vermischen sich Realität mit Träumen und Phantasien der Protagonistin in hochästhetischen Bildern. Im Laufe des Filmes wird klar, dass die Traumsequenzen immer wieder ankündigen, was tatsächlich passieren wird, ohne dabei jedoch zu plakativ zu wirken. Die knallharte Realität wird als krasser Gegensatz zu diesen Sequenzen dargestellt.

Die Kamera von Steve Annis unterstreicht die Emotionalität des Films und fängt häufig kleine Details ein wie beispielsweise eine Nahaufnahme des Auges der Hauptdarstellerin. Diese Szene sagt mehr als tausend Worte, wie es so schön heißt. Hinzukommt, dass der kleine Hafenort genau an der Grenze zwischen Nord- und Südirland liegt, was symbolisch für schwelgende Konflikte und unüberwindbare Grenzen steht, die im Film immer wieder eine Rolle spielen.

Candice selbst scheint nicht klar zu sein, was sie sich wirklich wünscht und erhofft, was wiederum dazu führt, dass man sie teilweise etwas eindimensional wahrnimmt und dass ihr Charakter nicht wirklich greifbar wird. Das wirkt häufig als wäre es die Intention der Regisseurin, weil Candice sich von Gleichaltrigen stark unterscheidet. So nimmt sie beispielsweise Tabletten gegen ihre Halluzinationen und Epilepsie, während alle anderen um sie herum Pillen schlucken, um aus der Normalität auszubrechen.Insgesamt ist es ein sehenswertes, erfrischendes und überraschendes Regiedebüt mit beeindruckenden Bildern.

Weitere Vorstellungen:
24.02. 13h30 CinemaxX 1

 

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