GOLDEN GLOBES 2020 | The Place to be

Es gibt einen Ort im in diesen Tagen so quirligen The Beverly Hilton Hotel, dem alljährlichen Ort der Golden Globe Awards-Verleihung, zu dem begeben sich auch die Größten der großen Stars ganz alleine … und stellen sich geduldig in eine Schlange.

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„Engraving Station“ heißt dieser ganz und gar nicht so stille Ort. Hier findet Jahr für Jahr – direkt im Anschluss an die „Award Ceremony“ und unmittelbar, bevor man sich ins Gewühl einer der angesagten und allesamt in unmittelbarer Reichweite stattfindenden Partys stürzt – ein sehr spezielles Get Together statt: Das Stelldichein der Geweihten, derer, die es endgültig geschafft haben. Das Meet and Greet der Golden Globes-Preisträger. Und man wundert sich. Dass die, die ansonsten tagein, tagaus keinen Schritt ohne ihre Manager, Publicists, persönliche Assistenten und Assistentinnen und manchmal auch Anwälte machen, hier ganz allein und höchstpersönlich antreten, um sich ihr Namensschildchen für den gerade erst von einem der „Golden Globe Ambassadors“ überreicht bekommenen Goldglobus gravieren zu lassen.

Aber vielleicht ist das ja auch einer der schönsten Momente des ganzen Abends. Kein Kameraobjektiv ist auf einen gerichtet (na ja …), keiner zerrt und zieht an einem herum, keiner stellt die mal wieder selben Fragen. Nur Kollegen. Stars wie du und ich. Die man – da täuschen sich die Fans ja meistens – nun auch nicht alle fünf Minuten oder zumindest nicht jeden Tag zu Gesicht bekommt. Die Arbeit. Die Arbeit.

Wenn man bloß wüsste, was den Graveuren durch den Kopf geht

Kann man sich eigentlich vergravieren? Also so wie „sich verschreiben“? Dann denken die Graveure vielleicht die ganze Zeit: Hoffentlich vergraviere ich mich heute nicht. Guðnadóttir schreibt, pardon: graviert man ja nun auch nicht jeden Tag. Und ja, sicher: Das meiste macht die Maschine.

Aber Maschinen haben auch mal bessere und mal schlechtere Tage. Vielleicht denken die Graveure aber einfach nur: Wie kann man nur so einen Namen mit so vielen Sonderzeichen haben?

Adam Driver und Joaquin Phoenix: Einer kann nur gewinnen. Foto: Greg Williams/HFPA

Oder sie denken: Was hat Adam Driver wohl gedacht, als Joaquin Phoenix den Golden Globe für seine „Best Performance by an Actor in a Motion Picture – Drama“ bekommen hat? Da liefert man in einem Jahr eine Paraderolle nach der anderen ab und ist mit MARRIAGE STORY der große Favorit. Und dann – nichts.

Gerade eben war Joaquin Phoenix doch zum Gravieren hier. Da hätte man ihn doch eigentlich gleich fragen können, was ihm Adam Driver da vorhin im Saal gesagt habe.

Ricky Gervais: Wer austeilt … ist einsam? Foto: Greg Williams/HFPA

Vielleicht denken die Graveure aber auch schon längst an das nächste Jahr. An die 78. Golden Globes. Bei denen dann wohl Martin Scorsese, Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci (am Sonntag von Golden Globes-Host Ricky Gervais frech – natürlich frech! – als „Baby-Yoda“ bezeichnet) mit dem Cecil B. DeMille-Award ausgezeichnet werden dürften.

Damit Netflix nicht die Lust verliert. Und fürs so lange Durchhalten. Also: Lebenswerk. Und nicht für den längsten Film (wer ihn noch nicht gesehen hat: THE IRISHMAN ist 3 Stunden und 29 Minuten lang). Auf den hat es nämlich schon der gerade-erst-Globes-dekorierte Quentin Tarantino abgesehen. Wenn an den Gerüchten etwas dran ist, will der im kommenden Jahr noch einmal mit ONCE UPON A TIME … IN HOLLYWOOD als Extended Cut ins Rennen gehen. Länge dann: vier Stunden. Was Netflix, nach der Schmach vom Sonntag, eigentlich nicht auf sich sitzen lassen kann.

Allerdings bleibt bis dahin natürlich auch noch allerhand zu tun. Tarantino müsste seinen zehnten Film beiseitelegen und alle alten Restschnipsel zusammensuchen. Die Globes-Veranstalter müssten sich die Köpfe heißreden, ob sie deswegen extra eine weitere Preiskategorie einführen wollen. Und wie die vor allem heißen könnte. Vielleicht Vicco von Bülow-Award (wegen des „Aber ich kann länger …!“ aus seinem Badewannen-Sketch)? Ricky Gervais hat sich vorsichtshalber schon mal ins stille Eckchen verzogen und googelt heimlich alle Gags zum Thema „Länge“.

Womit wir wieder bei den Graveuren wären. Bloß nicht noch eine Award-Kategorie! Also … denken sie sich. Laut sagen würden sie das natürlich nicht. Aber denken schon.

 

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