Ab unter die Decke: Horrorfilme sind Horror! | UNVERBLÜMT

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Sou Boujloud: ProfilbildHorrorfilme sind Horror

Ich schaue noch unter mein Bett …

Es gibt Menschen, die mögen es, sich zu gruseln. Ich tue das nur bedingt. Zum Beispiel finde ich die Halloween Horror Nights der Universal Studios in Los Angeles unsagbar gut! Sobald es dunkel wird, mischen sich wahnsinnig gruselig verkleidete Schauspieler unter die Besucher, verfolgen und erschrecken sie. Selten so viel geschrien und gleichzeitig gefreut. Das war ein Nervenkitzel, den ich mir immer wieder geben würde. Tatsächlich überlege ich gerade, ob es möglich ist, auch in diesem Jahr zu Halloween hinzufliegen. Leute, ES LOHNT SICH!

März im Jahr 2003: Ich bin 17 Jahre alt und teile mir eine Wohnung mit meiner älteren Schwester im Dachgeschoss unseres Elternhauses. In weniger als einem Monat werde ich 18 und im Spätfrühling zieht sie aus. Ich habe also zweieinhalb Zimmer für mich. „Endlich“ allein. Yeah … yeah. (Oh nein.)

Nachdem ich im Jahr zuvor THE RING mit außerordentlichem Erfolg NICHT im Kino gesehen hatte, brachte meine Schwester die dazu kürzlich erschienene DVD mit nach Hause. Heute frage ich mich noch immer, warum ich mich damals zu ihr ins Bett gekuschelt habe, als sie den Film anschauen wollte. Ich erinnere mich, dass sie nach weniger als 20 Minuten in einen komatösen Schlaf fiel und ich den Rest des Films über auf mich allein gestellt war. Quasi allein, weil ein leise atmender Körper einer langhaarigen, jungen Frau nicht hilft, wenn plötzlich ihr Lookalike aus dem TV-Gerät kriecht und mich heimsucht.

Nun, als der Film schließlich zu Ende war, ging ich nicht in mein Zimmer. Ich kuschelte mich an den warmen Rücken meiner großen Schwester und betete, das Monster möge sie zuerst schnappen. Okay … so egoistisch habe ich nicht gedacht, ich hatte einfach nur Angst vor dem Alleinsein. Denn, wie gesagt, im Falle eines Falles hätte sie meine lauten Schreie und das Geräusch meiner gegen die Wände klatschenden Eingeweide sowieso nicht bemerkt. Und selbst wenn sie das Opfer geworden wäre, hätte ich die Scheiße mit ansehen müssen und mich keines weiteren Tages erfreuen können. Ich war von nun an also am Arsch. So oder so.

Die folgenden Wochen, auch über meinen Eintritt in die Volljährigkeit hinaus, teilten wir uns also ein Bett. Ihr Bett. Eines Tages betrat ich unsere Wohnung, und ihr müsst dazu wissen: Vom Eingangsbereich konnte man direkt in mein Zimmer schauen, noch direkter auf meinen Fernseher. Und als ich die Tür zur Wohnung öffnete, fiel mein Blick direkt auf meinen Fernseher, und ich SCHWÖRE BEI GOTT, der Bildschirm hat geleuchtet! Selbstverständlich – wie sollte es auch anders sein – schrie ich mir die Seele aus dem Leib und betrat unsere Wohnung erst wieder in Begleitung. Am darauffolgenden Tag verbannte ich mein TV-Gerät auf den Spitzboden, und bis heute, 16 Jahre später, besitze ich kein Fernsehgerät. Und ebenso habe ich mir seitdem keinen Horrorfilm mehr (freiwillig) angesehen.

Horrorfilme: Die Sache mit der Angst

Das Interessante an meiner Situation ist, dass ich im Alter zwischen sechs und neun Jahren sämtliche Filme der A NIGHTMARE ON ELM STREET-Reihe angeschaut habe. Mit meinem Bruder, meiner Schwester und unserer Freundin Laila. Laila war eigentlich die Freundin meiner drei Jahre älteren Schwester und hat uns so einigen Schabernack beigebracht. So auch Horrorfilme. An eine Situation kann ich mich noch erinnern. Es gibt eine Szene in einem Freddy-Krueger-Film. Darin stehen blutige Untote in transparenten Leichensäcken.

Wie zusammengekuschelte Welpen lagen wir in unserem Deckenlager auf dem Wohnzimmerboden, als unsere Mutter das Wohnzimmer betrat, uns Kekse hinstellte und, ohne auf den Bildschirm zu schauen, den Raum wieder verließ. Mit jedem Besuch von Laila schauten wir einen weiteren Film. Hätten die Erwachsenen Wind davon bekommen … oh Mann.

Was ich mit dieser Geschichte sagen will: Als Kind war ich nicht halb so ängstlich wie heute. Ich kann mir mittlerweile nur noch Horrorfilme antun, wenn ich das Making-of-Material gesehen habe oder die Darsteller kenne.

Habt ihr unsere Interviews mit Lupita Nyong’o und Winston Duke zu US gesehen? Tja … in der Nacht vor dem Interview-Termin konnte ich kein Auge zutun, denn zum einen musste ich mir aus Recherchezwecken GET OUT anschauen (was aber mehr Psycho als Horror und somit interessanter für mich war), und zum anderen sollte den Interviews selbstverständlich die Sichtung des Films um 8:00 morgens vorangehen. Achtet mal auf die dunklen Schatten unter meinen Augen. Ich sehe müde aus, weil ich nachts zuvor vor lauter Aufregung kein Auge zugetan hatte und völlig fertig mit der Welt war.

Aber … wieso mögen andere Leute Horrorfilme?

Einigen Studien zufolge ist diese ANGSTLUST damit zu begründen, dass der Mensch, der einen Horrorfilm schaut, sich zwar grusele, aber in der sicheren Gewissheit sei, dass ihm ja nichts passieren könne. In der Realität sitzt er ja gemütlich vor einem Bildschirm. Und die Grenze zwischen der eigenen Realität und dieser fiktiven Gruselwelt ist durch diesen Bildschirm gewährleistet.

Es heißt auch, dass die Horrorfilme, die ja meist typische Ängste des Menschen – wie Tod, Kontrollverlust und/oder Gewalt – behandeln, eine Art Therapie für den Zuschauer seien. Angeblich wird jemand im Film stellvertretend für einen selbst mit den eigenen Ängsten konfrontiert, woraufhin diese Ängste – im besten Fall – besiegt werden. So geht man erleichtert aus dem Film heraus. So auch in Kindermärchen zu finden. Zuerst wird mit der Angst gespielt, dann wird sie besiegt, und die Kinder lernen, mit negativen Dingen im Leben umzugehen.

Hoffen wir, dass kein Kind jemals bei lebendigem Leib von einem Wolf verschlungen wird. Na ja, ihr wisst, dass der Vergleich nicht wortwörtlich genommen werden sollte. Angst ist das Wissen über mögliche Szenarien, die als Konsequenz einer Situation eintreten können. Wenn man die Hand vor einem Hund hebt und er nur neugierig blickt, dann weiß er nicht, dass ein mögliches Szenario ein schmerzender Schlag sein könnte. Es gibt Hunde, die wissen das aber und zucken sofort zusammen, sobald sich eine Hand über ihnen ausstreckt.

Man muss es nicht selbst erlebt haben, aber wenn man weiß, dass es so etwas gibt, dann reicht es schon. Und deshalb mag ich keine Horrorfilme. Zumal ein möglicher Hinweis im Abspann, dass die Horrorgeschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, nicht sonderlich dazu betragen würde, dass ich mich als Siegerin in Sicherheit fühle.

Seit 13 Jahren lebe ich allein, und es kommt immer mal wieder vor, dass ich vor dem Schlafengehen doch noch kurz einen Blick unters Bett oder in den Kleiderschrank beziehungsweise hinter meine Kommode werfe. Man weiß ja nie …

Sou Boujloud

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3 Kommentare
  1. Pavel Kommentar

    Kommt Antje noch heute mit ein “Es 2”-Kritik?

    1. FredCarpet
      FredCarpet Kommentar

      Aber natürlich… heute um Punkt 18 Uhr. Viel Spaß nachher beim Gucken und Zuhören.

  2. Hans Kommentar

    Ein Freund von mir hat mal als acht jähriger Junge allein “Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt” gesehen, hat so verstörend auf ihn gewirkt, dass seine Eltern, die von seinem nächtlichen Abstecher vor den Fernseher nichts mitbekommen hatten, monatelang mit ihm zum Kinder-Psychologen gehen mussten.

 

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