Schauspieler-Markenzeichen | UNVERBLÜMT

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Sou Boujloud: Profilbild

 

Und täglich grüßt das Murmeltier

 

Ob Fotografen, Filmregisseure oder Buchautoren: Die richtig guten scheinen ein unverkennbares Markenzeichen zu haben. Und, ja, tatsächlich scheint die Wichtigkeit der Etablierung eines solchen Markenzeichens auch bei Schauspielern vorzuherrschen.

Besonders aufgefallen ist es mir bei Keanu Reeves, da er grundsätzlich mit seinen offenen Händen in eine Richtung gestikuliert, wenn er spricht. Von dieser Geste, die ich meine, gibt es eine besonders schöne Fotografie von Fotograf Jens Koch. Als ich ihn fragte, wie die Session mit Keanu war, sagte er: „Ziemlich kurz, es waren nur wenige Sekunden, die ich mit ihm für dieses Foto hatte.“ Und das war wohl also die Geste, die Keanu als Erstes in den Sinn kam.

Foto Keanu Reeves
Foto: Jens Koch

Aber Keanu Reeves ist nicht der Einzige, der in Filmen immer wieder die auffällig gleichen Dinge tut. Für euch habe ich einige erfolgreiche Schauspieler zusammengetragen, die eben genau so etwas tun: das Gleiche. Immer und immer wieder. Aber Vorsicht: „Once in our head, you’ll never get rid of it.“ Es ist, wie wenn man ein Auge auf ein neues Auto oder eine Frisur geworfen hat: Plötzlich sieht man sie überall. Zumindest ergeht es mir momentan so. Ich kann nicht aufhören, in den Filmen mit besagten Schauspielern darauf zu achten, dass sie endlich tun, was sie angeblich immer tun. Und heute stecke ich euch an. Aber vielleicht wisst ihr es ja auch bereits schon, ohne es bewusst wahrgenommen zu haben.

Machen wir ein spiel daraus: Ihr lest den Namen des Schauspielers und schließt kurz eure Augen. Stellt euch diesen Schauspieler in Film-Action vor. Was seht ihr? Und dann lest weiter …

Samuel L. Jackson

In LOSING ISAIAH, DJANGO UNCHAINED, UNBREAKABLE oder TIME TO KILL und – seid euch dessen sicher – so ziemlich allen anderen Filmen, in denen der 70-jährige Mr. Jackson zu sehen ist, hat er womöglich mehr geflucht, als in die Hölle passt. Begonnen hat er mit seiner legendären Szene in PULP FICTION, in der er Hesekiel 25:17 rezitiert.

Shia LaBeouf

No, no! No. No. No, no, no, no, no, nooooooo. OH NOOOO. NO!
Nicht? Guckt hier: TRANSFORMERS 1, TRANSFORMERS 2, TRANSFORMERS 3, DISTURBIA, EAGLE EYE …

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Michelle Rodríguez

Es geht hier weniger um das, was sie sagt oder tut, sondern vielmehr darum, was den Figuren geschieht, die sie spielt. Die meist sehr starken Charaktere, die von Michelle Rodríguez dargestellt werden, kratzen nämlich immer ab. Immer. Oder habe ich einen Film übersehen?

Tom Cruise

Ja, der Tom … was tut er eigentlich in all seinen Filmen? Meist rettet er die Welt oder sich vor bevorstehenden Katastrophen und löst unmögliche Missionen. Und eines ist dabei immer genauso sicher wie Tote in einem Tarantino-Film: Er rennt dabei! Und rennt und rennt …

Es gibt auf YouTube sogar einen Zusammenschnitt aller Laufszenen, die Tom Cruise während seiner Schauspielkarriere jemals dargeboten hat. Und vergesst nicht, dass es beim Dreh mehrere Takes einer Filmszene gibt. Junge, Junge, der Mann hat Ausdauer.

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Brad Pitt

Kaut. Dieser Typ kaut unentwegt. Ob ein Kaugummi oder irgendwas zu essen. Es gibt KEINEN Film, in dem er nicht irgendetwas kaut. Sogar im Weltall kaut der Typ. Dazu habe ich mal gehört, dass es psychologisch taktisch ist, etwas zu kauen, weil es sympathisch auf den Betrachter wirkt. Echt? Habe ich da etwas missverstanden? Ich weiß gar nicht, ob es mir gefällt, in die aktive Kauleiste meines Gegenübers zu schauen. Aber Brad kann einfach alles … kauen.

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Liam Neeson

In 96 HOURS – TAKEN hat er uns allen bewiesen, dass er DER Mann ist, wenn es um Vergeltung geht. In den darauffolgenden Projekten festigte er diesen Eindruck so sehr, dass er eigentlich nur noch die Rolle des unerbittlichen Rächers verkörpert. Oder lebt er sie? Zumindest ist Liam Neeson jetzt an einem Punkt angekommen, an dem er die Rolle des ewigen Rächers für sich beansprucht. Sowohl im Film als auch im wahren Leben …

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Stigma

Ob bewusst oder unbewusst: Wir nehmen diese Schauspieler auf eine bestimmte Art und Weise wahr. Und ich frage mich: Ist das gut oder eher schlecht? Wir fühlen uns sicher, wenn wir Dinge und Lebewesen benennen und einordnen können. Wir sind Gewohnheitstiere. Im Film halte ich es für relativ schwierig, derartigen Erwartungen immer und immer wieder gerecht zu werden. Was geschieht mit den Zuschauern, wenn Brad Pitt einen ganzen Film lang nichts zwischen die Beißer kriegt? Oder wenn Shia LaBeouf plötzlich „ja“ sagt? Sehen wir Liam Neeson in der Rolle des devoten Verlierers? Unsereins bleibt von solch einer Stigmatisierung ebenso wenig verschont.

Schublade auf

Momentan beschäftigt mich dieses Thema besonders. Vielleicht, weil ich einen inneren Umschwung durchlebe. Ich achte viel mehr darauf, wie ich von anderen wahrgenommen werde. Na ja. Was heißt „achten“? Ich frage danach. Es gibt die Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung und dazwischen ist jene Wahrnehmung, die man sich vielleicht wünscht. Und dann gibt es da noch die Fremdbestimmung, die ganz oft im Konflikt mit der Selbstbestimmung steht.

In letzter Zeit habe ich in bestimmten Situationen gehört, wie ich zu diesem oder jenem stehe und wie ich gleich reagieren würde. Dabei dachte ich: „Nee, eigentlich gerade nicht.“ Aber tue ich es jetzt oder lasse mich dazu verleiten, weil es von mir erwartet wird? Beziehungsweise werde ich in diese Verhaltensmuster gedrängt, indem man, ohne abzuwarten, auf eine bestimmte Art und Weise mit mir umgeht. Muss ich denn immer lachen, weil man mich so „kennt“?

Und warum lassen die Schauspieler zu, dass sie bestimmte Dinge immer und immer wieder tun? Sind sie das oder sind es die an sie gerichteten Erwartungen? Und ist das gut oder schlecht? Ich tendiere zu: schlecht.

Es gibt nichts Langweiligeres als Vorhersehbarkeit, das Murmeltier soll jemand anderen besuchen gehen.

Sou Boujloud

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