Trump – der Film: Wie stellt man einen Selbstdarsteller dar? | ELMARS HOLLYWOOD

Natürlich tritt er 2020 wieder an. Donald Trump will der Welt noch einmal den #potus geben. So weit die Fakten. Jetzt die (leider nicht Fake-) News. Die schlechte Nachricht zuerst: Die Mehrheit der Amerikaner – falsch: die Mehrheit der Wahlmänner (Wahlfrauen gibt es übrigens nicht, danach könnt ihr gerne mal googeln) – wird ihm wohl den Gefallen tun. Die gute Nachricht dabei: Die anderen dürfen auch weitermachen.

Alec Baldwin mit seinen grandiosen Donald-Trump-Verarschungen bei SATURDAY NIGHT LIVE. Robert DeNiro mit seinen wohldosierten und rhetorisch ausgefeilten Anti-Trump-Schimpfkanonaden. Hollywoods Michael Moores mit ihren große Teile der Gesellschaft und deren selbstgewähltes Oberhaupt demaskierenden Dokumentationen. Fehlt eigentlich nur das alles in sich vereinende und zum großen Rundumschlag ausholende Kinoereignis: TRUMP – DER FILM. Meint jedenfalls Elmar Biebl, der sich im Video seine Gedanken macht.

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Stephan Temp: Portätbild

Schauspieler als US-Präsidenten

US-Präsidenten haben anscheinend das Zeug zu Filmhelden. Oder, na ja, sagen wir mal: zu Filmfiguren. Richard Nixon (Anthony Hopkins, Kevin Spacey, Frank Langella), George W. Bush (Sam Rockwell, Josh Brolin), Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis), Franklin D. Roosevelt (Kenneth Branagh), John Adams (Paul Giamatti).Und n-a-t-ü-r-l-i-c-h John F. Kennedy (Bruce Greenwood). Wobei: Es gibt reichlich Filme, Miniserien, Mehrteiler, in denen John F. Kennedy – die Kennedy-Familie überhaupt – eine „Rolle“ spielt. Aber auf der Kinoleinwand hat JFK dann eigentlich nur einer gemimt. Vielleicht war das „Original“ dann doch zu groß, zu überragend.

 

Erst Wilder Western, dann Oval Office

Woran die immer wieder gesuchte Nähe zwischen Präsidentenamt und Leinwand liegt? Zum einen: Hollywood liegt nun einmal unbestritten in Amerika. Zum anderen: Wo sonst kann ein Westernheld wie Ronald Reagan runter vom Pferd und rauf ins höchste Amt des Staats steigen? Es mag am politischen System, an den politischen Strukturen, liegen. Oder daran, dass man in Amerika alles werden kann. Der Tellerwäscher Millionär. Der stets überschuldete Bauunternehmer mit verschobenem Wirklichkeitsbild und Haarfestiger-Tolle Oberster Befehlshaber.

 

Vom Bodybuilder zum Governator

Oder es liegt daran, dass es in anderen Ländern keine Westernhelden gibt? Höchstens Bodybuilder. Die genießen aber zum Beispiel in Österreich auch nicht unbedingt Vorrang bei der Besetzung hoher Staatsämter. Aus dem Grund packen Menschen wie Arnold Schwarzenegger dann ihre Muskeln, ihren Akzent und unbedingten Willen in ihren Koffer und machen sich auf ins – in gewisser Hinsicht immer noch – gelobte Land. Werden Filmheld, Publikumsliebling, Schwiegersohn einer durchaus politisch gesetteten Familie und schließlich Gouverneur des Hollywood-Staats Kalifornien. Hasta la vista, Baby! So was nennt sich Win-Win-Win-Win-Situation.

Erster Zwischendurch-Tipp für Möchtegern(?)-Filmheld Trump: einfach mal keine Hackfresse machen. Hilft. Arnie zum Beispiel wirkt selbst allgemeinverträglich, wenn er den grimmigsten aller grimmigen Blicke draufhat. Also … nur mal so.

 

Tradition seit 1920: White House Correspondents’ Dinner

Wo wir gerade bei den Darlings sind: Hollywood kann auch MIT Präsidenten. Und Präsidenten können auch MIT Hollywood. Barack Obama hat es vorgemacht und den heißen Draht gepflegt. Unvergessen: Die „White House Correspondents’ Dinner“. Tradition seit 1920. Aber während Obamas beiden Amtszeiten zu wahren Überraschungseiern des Entertainments gediehen. Auch, weil Hollywood immer mit an einem der Tische saß. Und der Präsident stets am lautesten lachte.

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Plant Spielberg nach LINCOLN nun OBAMA? Gelungener White-House-Correspondents’-Dinner-Gag

 

Zweiter Zwischendurch-Tipp für Möchtegern(?)-Filmheld Trump: Amerika liebt Sunnyboys, keine Miesepeter. Klar. Im Oval Office kann keiner auf Dauer nur den Spaßvogel geben. Aber man kann so tun als ob. Isso.

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Da hatte er noch gut lachen: Kevin Spacey serviert zum Dinner das HOUSE OF CARDS-Spoof HOUSE OF NERDS

 

Obama als Filmproduzent?

Und jetzt: OBAMA – DER FILM? Macht er – wenn – selbst. Immerhin hat er gemeinsam mit Ex-First Lady Michelle die Higher Ground Production gegründet. Vielleicht schrauben die beiden abends auf dem Sofa ja auch schon an einem Trump-Streifen. Oder Barack erzählt sich abwechselnd mit Ex-Vize Joe Biden die besten Trump-Witze. Für den selbst produzierten und vermarkteten Podcast.

 

Stell dir vor, alles wartet auf einen Trump-Film, und keiner dreht ihn

Kleiner Nachtrag: Donald Trump war in seiner Funktion als Präsident noch bei keinem „White House Correspondents’ Dinner“ im Washington Hilton. Nicht, dass ihn die White House Correspondents’ Association nicht eingeladen hätte. Vielleicht liegt es also am falschen Hotel. Aber wahrscheinlich doch mehr an der aktuellen präsidialen Unfähigkeit, lachen zu können. Auf jeden Fall nicht über sich selbst.

Hollywood – sofern vertreten – wird es recht sein. Zumal Menü und Wein ohnehin nicht schmecken, wenn man sich gerade mal wieder mit einem Magengeschwür herumplagt. Das aktuelle heißt: Anti-Abtreibungsgesetze. Die wurden in mehreren republikanisch-dominierten US-Bundesstaaten verabschiedet. Auch in Georgia.

Ausgerechnet Georgia hatte es gerade geschafft, sich in den letzten Jahren durch Steueranreize und Förderprogramme zum Liebling der Filmproduktionen aufzuschwingen. Dank der neuerdings frauenfeindlichen Rechtsprechung droht sich das bisher erfolgreich eingesetzte Geld nun in eine gewaltige Fehlinvestition zu verwandeln. Film- und Serien-Stars weigern sich reihenweise und lautstark, in Georgia vor irgendeiner Kamera zu agieren. Netflix und sogar der sonst eher betont konservativ auftretende Disney-Konzern überlegen ernsthaft, ihre Produktionen komplett aus Georgia abzuziehen. Die Oberen in Hollywood – die sich gerade ihre im #MeToo-Sturm lädierten Frisuren gerichtet hatten – rollen genervt mit den Augen.

Donald Trump wird – sorry, Elmar! – also noch ein Weilchen auf „seinen“ Film warten müssen. Oder er kommt doch schneller als er denkt. Wird jedoch (für ihn) fürchterlich. Vielleicht kommt er aber auch überhaupt nicht. Das wäre für einen wie Trump die Höchststrafe.

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