Equal Pay Day | UNVERBLÜMT

Please! Mind. The. Gap.

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21 Prozent

Das ist eine ganze Menge, wenn es darum geht, dass wir doch seit vielen Jahren schon der Meinung sind, Frauen und Männer sollten auf allen möglichen Ebenen gleichberechtigt sein.

Dass diese 21 Prozent lediglich einen Durchschnitt darstellen, der das Gefälle der Gehälter zwischen Frauen und Männern in allen Branchen zusammenfassend berücksichtigt, darüber kann man – muss man aber nicht unbedingt – streiten. Hier wird pauschalisiert und deshalb wirken diese 21 Prozent oder aber auch 77 Tage, an denen Frau quasi umsonst arbeitet, sehr extrem.

Denn natürlich liegt dies auch der Tatsache zugrunde, dass Frauen sich statistisch öfter für Berufe entscheiden, die in Bereichen liegen, die generell schlechter bezahlt werden. Da spielen ganz, ganz, ganz viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. So kann man diese Kluft natürlich nicht per se negativ kritisieren.

Worum es mir bei dieser Debatte vielmehr geht, ist die Ungerechtigkeit, wenn Frauen finanziell benachteiligt werden, obwohl sie ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen. Werfen wir hierzu doch mal einen Blick auf die Film- und Fernsehbranche in Hollywood. In den vergangenen Jahren machten einige SchauspielerINNEN auf diesen Missstand aufmerksam.

Geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede: Lawrence, Witherspoon, Streep und Co. wehren sich

Jennifer Lawrence (RED SPARROW, DIE TRIBUTE VON PANEM) erfuhr durch den legendären Hack bei Sony 2015, dass ihre männlichen Kollegen für den Film AMERICAN HUSTLE wesentlich mehr Gage erhalten hatten als sie selbst. Dazu schrieb sie einen offenen Brief. Darin beschrieb sie die Stereotypen in Hollywood, wie sie Verhandlungen zu Gagen als Frau empfindet und dass gerade Frauen in Gagenverhandlungen als zu fordernd oder zu schwierig bezeichnet werden würden. Emma Stone, Meryl Streep, Emma Watson, Sandra Bullock, Kate Winslet und Sharon Stone äußerten sich ebenfalls kritisch zum Gender Pay Gap.

Einen besonders aufsehenerregenden Fall zeigt der Film ALLES GELD DER WELT: Für den Nachdreh einzelner Szenen erhielt Michelle Williams 1.000 Dollar, ihr männlicher Co-Star Mark Wahlberg hingegen 1,5 Millionen Dollar. Beide wurden von derselben Agentur vertreten. Mark Wahlberg spendete seine Gage nach Bekanntwerden der Gehaltsunterschiede an den Time’s Up Legal Defense Fund.

Reese Witherspoon setzte 2018 faire Bezahlung bei Serien bei dem US-amerikanischen Sender HBO durch.
Es stehen aber nicht nur Schauspielerinnen für den Equal Pay ein: Auch Benedict Cumberbatch und Bradley Cooper unterstützen Kolleginnen dabei, gleiche Gagen auszuhandeln, und kündigten an, Rollen bei ungleicher Bezahlung abzulehnen.

Equal Pay Day: auch im Oval Office

Und dann war da zum Beispiel noch Robin Wright, Hauptdarstellerin der Politserie HOUSE OF CARDS, die einfach mal hinging und ihre Produzenten um eine höhere Gage erpresste, nachdem sie erfahren hatte, dass Kevin Spacey, der männliche Hauptdarsteller, eine weitaus höhere Gage erhielt. Wir reden hier von 80.000 Dollar weniger pro Episode. So erhielt sie läppische 420.000 Dollar, wohingegen Spacey eine halbe Million kassierte.

Ignorieren wir an dieser Stelle einfach mal, dass JEDER von uns absolut cool mit solch einer Gage wäre. Aber hier geht es, verdammt noch mal, ums Prinzip! „Einfach mal so“, ist natürlich auch leicht dahingesagt. Selbstverständlich tat Wright das vor dem Hintergrund, dass sie mit ihrem Erpressungsversuch auf der sicheren Seite war: Claire Underwood, die Figur, die Wright in HOUSE OF CARDS verkörpert, ist bei den Fans ziemlich beliebt. Und so nutzte Wright diesen Umstand aus und pokerte damit, dass die Produktion unmöglich das Risiko eingehen werde, die Figur umzubesetzen oder aus der Serie zu schreiben. Womit sie die Produzenten erpresste? Nun, sie drohte, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Denn: Über Geld spricht man nicht!

Wieso eigentlich nicht? Dieses seit vielen Jahren nun schon vorherrschende Problem der ungleichen Bezahlung wird doch dadurch geschützt, dass man selten erfährt, was die Kollegen verdienen. Das ist einfach ein Tabu. Macht man nicht. Verstehe ich aber nicht.

Arbeitgebern spielt dieses Tabu natürlich in die Karten. Sprechen Kollegen dann doch mal zufällig über ihre Gehälter oder kommt die Wahrheit aus unerfindlichen Gründen ans Tageslicht, ist die Empörung groß. Die Motivation meist im Keller und Spaß macht das Leben dann auch nicht mehr.

Hier geht es nicht nur um Geld. Hier geht es auch um Wertschätzung, die sich im Gehalt widerspiegelt. Was sagt es denn über einen Arbeitgeber aus, wenn er zwei Mitarbeitern, die die gleichen Qualifikationen, Erfahrungen und Aufgaben in eben gleicher Qualität abdecken, unterschiedlich bezahlt? Und was sagt es über den schlechter Bezahlten aus?! Es gibt aber auch schöne Beispiele, wie man mit ungleicher Bezahlung umgehen kann.

Equal Pay Day: Die Stars aus THE BIG BANG THEORY haben es vorgemacht!

Kaley Cuoco (Penny), Jim Parsons (Sheldon), Johnny Galecki (Leonard), Kunal Nayyar (Raj) und Simon Helberg (Howard) sollten pro Folge der beliebten Sitcom jeweils eine Million Dollar erhalten. Die Kolleginnen Melissa Rauch (Bernadette) und Mayim Bialik (Amy) , die sich seit der dritten Staffel als vollwertige Mitglieder des Haupt-Casts etabliert hatten, nur 200.000 Dollar. So kam es dazu, dass die besser verdienenden Kollegen jeweils 100.000 Dollar abtraten, sodass die beiden Ladies auf Gagen von jeweils 450.000 Dollar kamen. Voll nett! Aber mal im Ernst: Ab einer bestimmten Summe wird Geld wohl derart abstrakt, dass es sich gar nicht so anfühlt, als verschenke man PRO FOLGE so viel, wie ein Super-Topverdiener in Deutschland im Jahr verdient.

Elf Jahre Equal Pay Day. Und was ändert sich?

Gefühlt einfach mal gar nichts. Es ist ja nun unter anderem so, dass es Menschen gibt, die sich einfach besser verkaufen können als andere. Sie treten in Verhandlungsgesprächen souverän auf und vermitteln gleich den Eindruck, sie wüssten ganz genau über ihren Marktwert Bescheid.
Zudem haben sich seit Ewigkeiten geschlechtsspezifische Stereotypen in der Gesellschaft etabliert. Trotz rationalen Denkens sind sie derart verankert, dass wir diese Muster nur schwer durchbrechen können. Nicht einmal nach elf Jahren Equal Pay Day. Und dies führt uns zur philosophischsten Frage aller Fragen:

Was sollen wir tun?

Meiner Meinung nach: mutig sein! Vielleicht sollten die Frauen dies jetzt nicht unbedingt als Ansporn verstehen, einer Erpressermafia beizutreten. Es ist jedoch für das eigene Selbstwertgefühl und die Selbstachtung von enormer Wichtigkeit, dass wir uns folgende Fragen stellen:

  • Wie viel sind meine Fähigkeiten wert?
  • Sterbe ich davon, mal “nein” zu sagen?

Ich denke auch, dass wir grundsätzlich mehr Transparenz benötigen. Es müsste nicht erst ein Hacker daherkommen oder sich unter vorgehaltener Hand ausgetauscht werden, sondern von Anfang an eine Gehaltstransparenz herrschen. Dann wären Arbeitgeber gezwungen, diese Gehaltskluft zwischen
Männern und Frauen zu rechtfertigen. Und weil es meist keine triftigen Argumente gibt, würde es gar nicht erst so weit kommen. Und die Welt wäre ein Stückchen angenehmer.

Vor vielen Jahren habe ich mal einen klugen Spruch gelesen: „Know your worth and don’t settle for less.“ Und das greift für mich in allen Lebenslagen. Es gehört dazu, Risiken einzugehen und auch mal radikal zu sein, wenn man für Gerechtigkeit sorgen will. Scheitern, Rückschläge und Benachteiligungen können passieren. Aber irgendwann tritt auch das ein, wovon man überzeugt ist.

Wenn ein Auftraggeber der Meinung ist, ich sei, trotz gleicher Qualifikationen und gleichen Status’, nicht die gleiche Summe wert wie ein Mann, dann will ich auch nicht Teil dieser Firma sein.

End of story.

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