Mission: Impossible – Fallout: Kritik | FRISCHE FILME

MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT zeigt Ethan Hunt (Tom Cruise) nach einer missglückten Mission in einem Wettlauf gegen die Zeit. Ihm zur Seite stehen sein IMF-Team (Alec Baldwin, Simon Pegg, Ving Rhames) und bekannte Verbündete (Rebecca Ferguson, Michelle Monaghan). Daniel Schröckert sagt, warum der sechste MISSION: IMPOSSIBLE die Serie in allen Bereichen auf eine neue Ebene hievt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT ist nicht nur mein Blockbuster des Sommers; er ist der beste Action-Film seit MAD MAX: FURY ROAD. Nichts gegen den Anarcho-Spaß eines DEADPOOL, den Kollateral-Krawall der AVENGERS oder einen Weltraum-Western wie SOLO: A STAR WARS STORY. Aber es sind eben Filme wie THE RAID 2, HARD BOILED und MAD MAX: FURY ROAD, die mein Herz noch etwas schneller schlagen lassen, meinen Arsch näher an die Sitzkante treiben, mir Schmerz stärker näherbringen oder ein noch breiteres Grinsen ins Gesicht tackern. Und es tut einfach so gut, mal wieder einen aufregenden, intensiven, fast völlig handgemachten Action-Thriller auf solch einem Produktions-Niveau zu sehen.

Höher, schneller, weiter

Tom Cruise, Regisseur Christopher McQuarrie & Co. heben die Serie in wirklich allen Bereichen auf ein neues Level. Das bietet Angriffsfläche. Zum Beispiel die Möglichkeit, Klassiker wie das „More of the same“-Argument anzubringen. Oder das „Höher, schneller, weiter“-Prinzip zu attestieren. Darüber hinaus fühlen sich so mancher Gummimasken-Einsatz oder andere IMF-Gimmicks eher als Pflichterfüllung, als Abhaken der Trademark-Liste, an. Und, nun ja, die MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT-Story hat mich auch teilweise echt zum Straucheln gebracht. McQuarrie, der wieder geschrieben und inszeniert hat, schließt und bricht Allianzen im 15-Minuten-Takt. Es wird getäuscht, getrickst, verraten und konspiriert, bis man sich als Zuschauer genau so fühlt wie Ethan Hunt: Man kann nichts und niemandem mehr trauen. Und man hat fast keine Ahnung mehr, was abgeht.

Das irritiert, aber gehört halt auch dazu. Es ist eine logische Folge des Plans, den Cruise und McQuarrie verfolgen. Und beide sind so umsichtig, irgendwann auch für klare Fronten zu sorgen, damit nicht mehr gerätselt werden muss, sondern nur noch gestaunt werden darf. Womit ich beim nächsten Punkt bin, der meine Kritikpunkte egalisiert: die Umsicht. Hier wird nicht einfach nur wild gesteigert und auf abstruse CGI-Overkills vertraut. Hier wurde gesucht, ergründet, was möglich ist, und dann mit den besten Kräften umgesetzt. Das alles (bis auf ein, zwei inhaltliche Kapriolen) wirkt für mich von vorne bis hinten abgestimmt. Und auch, wenn ich eine Maskerade sofort enttarnen konnte, gab es mindestens eine weitere, die mich völlig aus den Socken gehauen hat.

Hochkarätige Co-Stars

Genauso umsichtig geht McQuarrie mit der Mischung aus Intensität und Komik um. Simon Pegg – wieder mal herrlich – darf mehr eingreifen, mehr mitmachen. Aber er darf auch zu völlig angespannten Momenten seine Gags bringen. Und das fühlt sich weder deplatziert noch schwächend an. Denn es bleibt stets seiner unmöglichen Agenten-Welt und deren Kontext treu. Es sorgt für Aufheiterung in dem vielleicht doch grimmigsten Teil der Serie, ohne die Stimmung zu zerstören. Apropos Agenten: McQuarrie holt auch mehr aus der Figuren-Konstellation raus. Wie sie aufeinander reagieren, was sie voneinander halten und wissen, wer was über wen sagt. Das alles läuft flüssiger, eingespielter, kurzweiliger ab.

Was mich zum MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT-Personal führt. Neben Pegg darf auch Ving Rhames endlich mal wieder etwas mehr erzählen. Baldwin und Angela Bassett haben Spaß an ihren Boss-Rollen. Vanessa Kirby erzeugt eine schöne Femme-fatale-Aura, blieb mir aber etwas zu ungenutzt. Und Sean Harris wirkt zwar etwas zerzauster, aber dafür auch noch gemeingefährlicher. Meine Highlights unter den Co-Stars waren allerdings Rebecca Ferguson und Henry Cavill. Ferguson kehrt als Einzelkämpferin Ilsa zurück, bleibt zunächst etwas im Hintergrund, aber holt dann echt das Optimum aus ihrer Rolle. Diese könnte größer ausfallen, keine Frage, aber was Ferguson an Dynamik und Emotion mit den ihr gegebenen Inhalten erzeugt, ist faszinierend. Parallel dazu zeigt Cavill eine erstaunliche Präsenz. Und damit meine ich nicht nur das Nachladen seiner Fäuste im jetzt schon legendären Toiletten-Kampf. Mit seiner Statur, dem Beamten-Schnauzer, dem Ehrgeiz, der Abgeklärtheit und dem Rest vom CODENAME U.N.C.L.E-Agentencharme ist er ein so undurchsichtiges wie willkommenes Gegengewicht für Tom Cruise.

Cruise, übernehmen Sie

Damit wäre dann auch das Zentrum erreicht. Der Mann, der uns nicht hängen lässt. Der inzwischen so viele wichtige Bestandteile der Serie repräsentiert und in sich vereint. Der einfach nicht aufgeben will, sein Publikum immer wieder zu überraschen und zu beeindrucken. Und der es mit Teil sechs sogar geschafft hat, dass ich Teil drei nicht mehr ganz so furchtbar finde. Denn Cruise und McQuarrie verfeinern beziehungsweise vertiefen auch Ethan Hunt. Sie arbeiten sein Dilemma noch weiter aus, Millionen Menschen retten zu wollen, ohne dass der Einzelne dabei auf der Strecke bleibt. Das hat eine Szene mit einer Polizistin zur Folge, die es so noch nicht im MISSION: IMPOSSIBLE-Kosmos gegeben hat. Und die dann wiederum einem ganzen Abschnitt des Films eine neue Dimension hinzufügt. Ein weiterer Beleg dafür, wie sehr und gut sich alles gegenseitig befruchtet. Darüber hinaus kümmern sich die Macher wieder um die Bodenhaftung für den Über-Agenten. Das ist auf der einen Seite überraschend, hat aber bei mir vor allem dafür gesorgt, dass ich J. J. Abrams’ Absicht in Teil drei mit anderen Augen sehe. Dass ich nun auch mit dem Menschen mitfiebere – und nicht nur mit dem Mann, der dem Tod ins Auge spuckt, indem er sich in jeden Stunt stürzt, den die Welt noch nie gesehen hat.

Porzellan-Prügeleien und andere Spektakel

Finally: die Action. In einem Wort: sensationell. Und Cruise liefert sie ab, als wäre er immer noch 25. Oder sein Körper schlichtweg unverwundbar. Hier sei noch mal der Kampf im Waschraum erwähnt. Ein Meilenstein unter den Porzellan-Prügeleien. Ohne Musik, dafür mit doppelt so lauten Einschlägen. Und zugefügten Schmerzen, die ich selbst eine Woche später immer noch nachempfinden kann. Aber auch alles andere ist der Wahnsinn. Cruise rennt, schlägt, fällt, kracht, hechtet, ballert und klettert mit dem Arbeitsethos und der Selbstverständlichkeit eines Jackie Chan. Er springt aus über 7.600 Metern aus einer Militärmaschine, was per IMAX-Kamera gefilmt wird. Oder absolviert eine Hubschrauber-Verfolgungsjagd über Neuseelands epische Weiten (soll eigentlich Kaschmir sein) einfach selbst. Und bei allen Spektakeln, die er da abzieht oder abziehen lässt, habe ich mich immer wieder begeistert fragen müssen: Wie zur Hölle haben die das gemacht? Mission erfüllt.

In zweieinhalb Stunden zurück in die eigene Kindheit

So, Schluss jetzt. Diese Jubelarie wird mir vermutlich eh kaum einer abnehmen. But it is what it is. MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT hat mich gepumpt, beschäftigt, über zwei Stunden gefesselt und wieder zum staunenden Kino-Jungen vor der Leinwand gemacht. In Zeiten, in denen mal so viel akzeptieren, runterschrauben oder ignorieren muss, darf diese Qualität einfach mal gefeiert werden. Vielleicht muss sie sogar gefeiert werden. Falls ihr diesen Auftrag annehmen solltet.

Daniel Schröckert

Filmdaten: MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT

MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT
Originaltitel: Mission: Impossible – Fallout
Genre: Action, Thriller
Darsteller: Tom Cruise, Henry Cavill, Simon Pegg, Alec Baldwin, Rebecca Ferguson, Michelle Monaghan
Regie: Christopher McQuarrie
Kinostart: 02.08.2018

Das könnte dir auch gefallen

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.