Hallo Freds und Fredinnen!
Für die einen ist die Netflix True-Crime-Doku TIGER KING (in Deutschland GROSSKATZEN UND IHRE RAUBTIERE und eigentlich auch TIGER KING: MURDER, MAYHEM AND MADNESS) gerade das absolutde Nonplusultra der Streaming-Welt, für die anderen einfach nur eine Seriengeschmacksverirrung in Zeiten der Corona-Krise, in der eine Flucht vor dem täglichen Beobachten von Infektionszahlen und exponentiell steigenden Kurven einfach mal guttut. Ja, es geht um diese Serie mit den ganzen Verrückten und den Tigern – „absurd“ und „skurril“ sind die meist gehörten Adjektive über Joe Exotic und die anderen Privatzoo-Besitzer und Raubkatzenhalter in den USA. Warum TIGER KING mehr ist als nur absurd, komisch und skurril, erfahrt ihr von mir in dieser Streaming-Perle.
Joe Exotic kuschelt mit Baby-Tigern, auch mit 150-Kilo-Katzen, lässt sie auf seinem Beifahrersitz mitfahren, verlangt für Besuche in seinem Zoo hunderte von Dollar, dreht YouTube-Videos, schießt in seiner Freizeit gerne mit Waffen um sich, ist Country-Sänger und mit zwei Männern verheiratet, die eigentlich auf Frauen stehen – aber im Fall von Joe Exotic eine Ausnahme machen. Dieser Typ allein würde staffelweise Material für eine Serie liefern – aber TIGER KING nimmt gleich ein paar dieser Raubkatzenhalter ins Visier.
So hat auch die vermeintliche Tierschützerin Carol Baskin ihren großen Auftritt. Durch ihren Streit mit Joe Exotic, dem schließlich vorgeworfen wird, einen Auftragsmörder auf sie angesetzt zu haben, bekommt die Doku auch ihre Portion True Crime. Mehr im Vordergrund, als Verbrechen aufzudecken, stehen aber die Persönlichkeiten und ihr Taktieren gegeneinander.
Ursprünglich wollten die Macher der Serie, Eric Goode und Rebecca Chaiklin, eine Doku drehen, die sich generell mit Haltern und Züchtern von Exoten beschäftigt. Der New York Times sagten sie, es solle ähnlich wie BREAKING BAD werden – nur, dass statt mit Crystal Meth mit exotischen Tieren gedealt werde. Aber dann lieferten die Raubkatzenhalter rund um Joe Exotic so schräge Geschichten und Biografien, dass sie für ganze sieben Folgen reichten. Die Recherchen dauerten fünf Jahre lang.
Eric Goode und Rebecca Chaiklin haben es geschafft, diesen Personen so nah zu kommen, dass deren Abgründe offenliegen. Wer sich unterhalten lassen will, wird mit absurden Bildern und Figuren versorgt. Wer sich darauf einlässt und intensiver beobachtet, bei dem bleibt Fassungslosigkeit – über das Intrigieren gegeneinander, das Inszenieren von sich selbst, um andere an sich zu binden, eine Tierhaltung, die von der US-Justiz offenbar nicht entschieden verboten wird und einem sozialen Milieu von Außenseitern der amerikanischen Gesellschaft.
Serieninfo:
GROSSKATZEN UND IHRE RAUBTIERE
Originaltitel: Tiger King: Murder, Mayhem and Madness
Genre: Dokumentation, True Crime
Mitwirkende: Joe Exotic, Carole Baskin, Baghavan „Doc“ Antle
Von: Rebeca Chaiklin, Eric Goode
Streambar: bei Netflix