OSCARS 2019 | Goldjunge in der Krise (2): Das Moral-Dilemma | ELMARS HOLLYWOOD

Beschmutzen die (vermeintlichen) Eskapaden einiger Hollywood-Größen und Academy-Mitglieder die blütenreine Weste der Oscars und schaden der Popularität des Filmpreises? Befeuern Skandale sonst nicht eher das öffentliche Interesse und die Einschaltquoten? Und das soll für die glamourösen Oscars nicht gelten? Hollywood-Experte und Golden-Globes-Juror Elmar Biebl erklärt, in welchem Dilemma die Academy steckt: Reagiert sie nicht auf Verfehlungen, die ihren Mitgliedern oder Stars angelastet werden, setzt sie sich dem Vorwurf aus, Missstände moralischer oder sogar krimineller Art unter den Tisch kehren zu wollen. Reagiert sie aber und schließt Mitglieder auch schon ohne ein ordentliches Verfahren oder eine gerichtliche Verurteilung aus, wird ihr das als unfaires Verhalten und Beweis für selbstherrliches Agieren ausgelegt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

MeToo. Time’s up. Wir kennen die Kampagnen. Sicher sehr wichtige und sehr richtige Kampagnen. Wir kennen die Namen derer, deren Reputation in der Traumfabrik und bei ihren Fans in den letzten Monaten – berechtigt oder auch nur vermeintlich berechtigt – tiefe Dellen bekommen haben. Und jedes Mal stehen wieder dieselben Fragen im Raum: Ist die Reaktion der Filmproduktion, des Studios oder der Presse nun angemessen – oder maßlos überzogen? So eine Art vorauseilender Gehorsam? Vorauseilend – vor wem? Der Liebe oder Treue der Fans? Oder ihrem Portemonnaie?

Ein unbedachter Interview-Satz. Schon ist Liam Neeson ein „Schwein“?

Aktuellstes Beispiel: Liam Neeson. Am 28.02.2019 kommt HARD POWDER (im Original COLD PURSUIT) bei uns auf die Leinwände. Darin nimmt Neeson als Schneepflugfahrer Nels Coxman Rache an einer Drogenbande, die seinen Sohn auf dem Gewissen hat. Sprich: Er übt Selbstjustiz.

Liam Neeson als Rächer Nels Coxman in HARD POWDER (Foto: StudioCanal)

In einem Interview mit der britischen Zeitung „Independent“ ging es natürlich auch um dieses Thema. Und Neeson ließ sich zu der Äußerung hinreißen, dass er selbst vor 40 Jahren, nachdem eine enge Freundin von einem Afroamerikaner vergewaltigt worden sei, einmal mit einem Totschläger in der Tasche herumgelaufen sei, um dem nächstbesten Dunkelhäutigen damit ordentlich eins drübergeben zu können. Zumindest in Gedanken. Gleich nach der Veröffentlichung des Interviews ruderte Neeson – durchaus glaubhaft – zurück. Zu spät. Für US-Sängerin Lily Allen ist er ein „rassistisches Schwein“. Die Premiere von COLD PURSUIT in New York wurde in der letzten Woche innerhalb von Stunden abgesagt. Und wir werden sehen, ob er am 24. Februar 2019 über den Roten Teppich der Oscars laufen wird.

Es wird also nicht ruhiger um die nun ohne Moderator oder Moderatorin über die Bühne gehenden 91. Academy Awards. Im nächsten und letzten Teil seiner Oscar-in-der-Krise-Reihe geht es bei Elmar dann um das Thema OscarSoMale und das neuerliche Fehlen nominierter Regisseurinnen. Stay tuned!

Das könnte dir auch gefallen
1 Kommentar
  1. Filmfisch
    Filmfisch Kommentar

    Hallo Elmar – eine Frage zu den Oscars: Die Entscheidung, die Verleihung der Preise in den Kategorien Beste Kamera, Bester Schnitt, Bester Kurzfilm und Bestes Make-Up nicht live in der TV-Gala zu zeigen – ist das nicht schon wieder blinder Aktionismus? Und ist damit nicht schon wieder der nächste Oscar-“Zoff” vorprogrammiert? Wer trifft solche Entscheidungen? Und warum diese Kategorien? Wäre man Verschwörungstheoretiker, könnte man sagen: Weil da keine Nominierung Disney tangiert? Und Disneys ABC deswegen ganz einfach diese Kategorien weglassen darf…?

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.