Liebe Freds und Fredinnen!
Heiraten mit 17 und dann zig Kinder kriegen – so soll Esty glücklich werden. Sie ist in einer chassidischen Gemeinde in Williamsburg, New York, aufgewachsen. Der streng jüdisch ultraorthodoxe Glaube fordert von der Frau, ihr Leben nach der arrangierten Ehe dem Haushalt und dem Gebären von Nachwuchs zu widmen. Denn die Mitglieder der Gemeinde haben ein Ziel: die sechs Millionen Juden „ersetzen“, die während des Zweiten Weltkriegs umgebracht wurden. Esty hat fest vor, ein Leben nach den Regeln der Gemeinde zu führen. Sie heiratet den für sie ausgesuchten Yanki Shapiro, lässt sich den Kopf kahl rasieren, stellt sich ihrer Sexualität und damit ihrer Aufgabe – und wird so unglücklich, dass sie beschließt, zu fliehen und neu anzufangen: in Berlin.
Die Geschichte der Netflix-Miniserie UNORTHODOX ist eine wahre – nämlich die der Schriftstellerin Deborah Feldman. Ihre Flucht aus der Satmarer Gemeinde in New York nach Berlin hat sie in einem Buch verarbeitet, das die Idee für die Serie geliefert hat.
Und die öffnet uns Zuschauern die Tür zu einer uns fremden Welt voller Rituale, die an ein Leben von vor 100 Jahren erinnert. Smartphones sind verpönt, generell Unterhaltung, Kreativität und einfach alles, was vermeintlich vom Glauben ablenkt. Um diese Welt möglichst authentisch darzustellen, haben Anna Winger und Alexa Karolinski, die Showrunnerinnen von UNORTHODOX, ein Team zusammengestellt, das selbst Verbindung zum jüdisch ultraorthodoxen Glauben hat. Viele der Darsteller*innen kommen selbst aus chassidischen Gemeinden.
Gedreht wurde nur drei Tage in den USA, ansonsten hauptsächlich in Berlin. UNORTHODOX zeigt ein Berlin, wie wir es in Serien lange nicht gesehen haben. Die Hauptstadt hat sich in letzter Zeit besonders stark von ihrer rauen Seite präsentieren dürfen – keine Frage, der Blick in Berlins Unterwelt mit ihren kriminellen Clans und Drogengeschäften war ziemlich beliebt. UNORTHODOX aber zeigt uns Berlin durch die Augen der Protagonistin Esty: hell und bunt. So, dass sich ein Neuanfang gut anfühlt und nur in Gedanken ab und an von der Geschichte eingeholt wird, die hier stattgefunden hat. Wenn Esty zum Beispiel nicht fassen kann, dass ihre neuen Freunde im Wannsee, an dessen Ufer im Haus der Wannseekonferenz 1942 der Holocaust beschlossen wurde, heute einfach so schwimmen gehen. Ein positives Berlin zu sehen, ist tatsächlich mal wieder eine Abwechslung – auch die in Serien gerne serienmäßig gezeigten U-Bahnhöfe von Prenzlauer Berg und Neukölln kommen hier nicht vor. Das aber nur mal so am Rande – denn UNORTHODOX zeigt in nur vier Folgen, wozu andere Serien mehrere Staffeln brauchen: eine bewegende Lebensgeschichte, das völlige Eintauchen in eine fremde Welt und mit Shira Haas eine Hauptdarstellerin, bei der einem nichts anderes übrigbleibt, als emotional an ihr kleben zu bleiben! Die ausführliche Begründung, warum diese Serie es wert ist, geguckt zu werden, liefere ich euch in meiner Streaming-Perle.
Eure Sandra
Serieninfo:
UNORTHODOX
Originaltitel: Unorthodox
Genre: Drama
Darsteller: Shira Haas, Amit Rahav, Jeff Wilbusch, Aaron Altaras, Delia Mayer, Dina Doron
Von: Anna Winger
Streambar: bei Netflix
Unorthodox
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