Verschwörung: Kritik | FRISCHE FILME
VERSCHWÖRUNG ist der vierte Teil der bekannten Millennium-Trilogie von Stieg Larsson. Allerdings stimmt das so auch nicht direkt, denn dazu muss man wissen, dass es offiziell nur drei Romane von Stieg Larsson gibt. Es sind zwar noch sieben weitere Bände geplant gewesen, dazu gibt es teilweise aber nur Exposés. Stieg Larsson verstarb leider vor der Veröffentlichung der Millennium-Trilogie – die in Deutschland unter den Titeln VERBLENDUNG, VERDAMMNIS und VERGEBUNG bekannt sind. Trotzdem existiert inzwischen VERSCHWÖRUNG und seit dem letzten Jahr sogar das Buch Verfolgung. Wie kann das sein?
Das schwedische Verlagshaus Norstedts gab im Dezember 2013 bekannt, dass der Schriftsteller David Lagercrantz an einem vierten Band arbeitet. Es soll eine sogenannte freistehende Fortsetzung der bisherigen Werke sein. 2015 ist das Buch mit dem deutschen Titel VERSCHWÖRUNG veröffentlicht worden und am 22. November 2018 erscheint der gleichnamige Film bei uns in den Kinos.
Die Einordnung von VERSCHWÖRUNG ist deshalb so wichtig, weil der Film sich nicht nur mit seiner eigenen Buchvorlage messen muss, sondern viel mehr gegen die ursprüngliche Trilogie antritt (die ebenfalls bereits verfilmt wurden). Hinzu kommt, dass der Roman eben nicht von Stieg Larsson selbst kommt und auch nicht auf seinen Exposés beruht. Ein ziemlich harter Start für einen Filmtitel!
VERSCHWÖRUNG gegen die Millennium-Trilogie
VERSCHWÖRUNG hat es also nicht nur mit seiner eigenen Geschichte zu tun, sondern muss sich auch mit seinen Vorgängern messen. Die Millennium-Trilogie wurde vom Regisseur Daniel Alfredson (u.a. INTRIGO: TOD EINES AUTORS) in Schweden verfilmt. In den Fassungen spielen Mikael Nyqvist und Noomi Rapace als Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander die Hauptrollen. Auf Grund des großen Erfolgs der Reihe zog Hollywood natürlich nach und verfilmte selbst auch noch einmal VERBLENDUNG. Daniel Craig (Mikael Blomkvist) und Rooney Mara (Lisbeth Salander) verkörpern hier die bekannten Figuren.
Das gemeinhin eher als Remake betrachtete Werk aus Hollywood, bekam zwar einen Oscar für den besten Schnitt und zusätzlich einige Nominierungen (u.a. beste Hauptdarstellerin), war finanziell aber weniger erfolgreich als erwartet. Trotzdem oder vielleicht auch grade deshalb erscheint im November jetzt mit VERSCHWÖRUNG eine weitere Verfilmung aus der Reihe, die man vielleicht besser nicht gemacht hätte.
Weit weg vom Original
Claire Foy (u.a. Aufbruch zum Mond) übernimmt die Rolle von Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist ist eigentlich gar nicht erwähnenswert. Sverrir Guðnason (u.a. Monica Z) übernimmt die Rolle des Journalisten und hat leider nur sehr wenig Screen Time. Mit Sicherheit hätte daraus mehr werden können, dafür hätte die Story aber auch besser geschrieben worden sein müssen – wirklich voran bringt der Charakter die Geschichte nämlich nicht.
In VERSCHWÖRUNG steht Lisbeth im Fokus der Handlung und kümmert sich zu Beginn erst einmal um untreue Ehemänner und verletzte Frauen. Ihr Ruf als bekannte Hackerin eilt ihr woraus, wodurch sie einen Auftrag vom ehemaligen NSA-Mitarbeiter Frans Balder (Stephen Merchant) bekommt. Sie soll das Programm zerstören, was er einst entwickelt hat, und womit sämtliche Nuklearwaffen der Welt kontrolliert werden können.
An dieser Stelle sollte eigentlich ein Punkt gemacht werden, damit der Plot Twist nicht vorweggenommen wird, doch leider erzählt der Trailer schon die ganze Geschichte. Neben dem eigentlichen Auftrag steht nämlich die Vergangenheit von Lisbeth im Mittelpunkt der Handlung.
Claire Foy als James Bond
Die Grundvoraussetzung aus VERSCHWÖRUNG einen guten Film zu machen, ist mit dem Regisseur Fede Alvarez (EVIL DEAD, DON’T BREATHE) eigentlich gegeben. Allerdings stilisiert er die ohne hin schon schwache Story zu einem vermeintlich dichten Action-Feuerwerk. Ein Motorrad jagt über einen gefrorenen See, ein Heckenschütze trifft aus tausend Metern Entfernung oder Lisbeth muss sich vor den Flammen in ihrer Badewanne schützen. Klingt alles zwar irgendwie ganz gut und wirkt auch handwerklich rund auf der großen Leinwand, aber die Hauptfigur verkommt dadurch mehr zu einer Art James Bond oder einer Superheldin. Zudem wird der Film von Folgefehlern heimgesucht und die Logik bleibt leider auch stark auf der Strecke. Natürlich darf die eh nicht in jeder Handlung bemüht werden, aber in VERSCHWÖRUNG treffen doch ziemlich viele Zufälle aufeinander. Ob sich die Fortsetzung trotzdem lohnt oder doch eher etwas für das Free-TV ist, erfahrt ihr wie immer in unserer Videokritik.
Filmdaten: VERWSCHÖRUNG
VERSCHWÖRUNG
Originaltitel: The Girl in the Spider’s Web: A New Dragon Tattoo Story
Genre: Thriller, Drama
Darsteller: Claire Foy, Sverrir Guðnason, Christopher Convery, Sylvia Hoeks, Claes Bang
Regie: Fede Alvarez
Kinostart: 22.11.2018