Creed II – Rocky’s Legacy: Kritik | KINO TO GO

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Mit diesen Worten bilanzierte eine Ikone des Action- und Sportkinos ihren sechsten Film. Ihren – ich wiederhole – sechsten. Und als ich dachte, damit hätte sie endlich das Ende gefunden, dass ihrer würdig war, kam sie neun – ich wiederhole: neun – Jahre später mit einem Comeback daher, das noch viel glorioser wurde. Denn sie erhielt nicht nur einen Golden Globe als Belohnung, sondern führte die Saga auch echt erfolgreich in ein neues Zeitalter. Mit neuer Wucht, einer neuen Glaubwürdigkeit, den stärksten Elementen der Vergangenheit und einem Schüler, der so viele Träume manifestierte wie einst sein Lehrer.
Ich rede natürlich von Adonis Creed, über dessen erstes Sequel ich im Video palavere. Aber ich rede noch viel natürlicher von Rocky Balboa. Der italienische Hengst, einer der legendärsten Underdogs Hollywoods. Noch ein Held meiner Kindheit, meines Filmlebens. Projektionsfläche von so viel Hoffnung, Zeitgeist und Kämpferherz. Und ich musste schon ein wenig überlegen, was ich nun als Begleittext hier anfertigen soll. Eine Analyse von ROCKY IV, auf den sich CREED II am deutlichsten bezieht? Ein Abriss der gesamten ROCKY-Geschichte? Oder gehe ich lieber auf die lange und breite Karriere des Sylvester Stallone ein? Letztendlich habe mich für eine sehr faule Variante entschieden: eine Rangliste. Aber immerhin ist es eine persönliche Rangliste.
Nach all den Jahren und all den Filmen hat sich meine Wahrnehmung doch etwas verändert. Nicht alle Legenden sind unantastbar, nicht jede Nostalgie hält dem Zahn der Zeit stand, aber auch nicht jeder Fortschritt kann meine Erinnerung egalisieren. Demnach hatte ich einfach mal Lust, ebenfalls eine Bilanz zu ziehen. Von unten nach oben. Mit ein paar kuriosen Fakten und selbstverständlich ein wenig Meinung.

ROCKY V

Es kann nur einen geben. Gerade wenn er so wenige gute oder eben so viele schlechte Erinnerungen hinterlassen hat. Deswegen geht das Schlusslicht an Teil fünf. Dabei war die Idee nicht schlecht, dass Rocky eine jungen Boxer ausbildet. Aber sie war offensichtlich noch zu früh, zu lustlos und aus den falschen Motivationen heraus in Szene gesetzt. Stallone gab im Jahr 2010 zu, den Film nur aus Gier gemacht zu haben. Hinzu kam, dass er nach den 80ern und dem Kalten Krieg keinen echten Gegner hatte, sondern nur einen unsympathischen Emporkömmling, mit dem er sich dann am Ende auch noch einen Kampf vor einem Müllauto liefern musste. Das konnten weder die Regie von John G. Avildsen, der Teil eins inszeniert hatte, noch ein merkwürdig aufgegangener Stallone im Alter von 44 Jahren retten. Erst recht, wenn der Sieg vom Lehrer über den Schüler so zwecklos wirkte. Aber wie bei so vielen Filmen von Stallone ist auch Teil fünf ein Sinnbild – sowohl für den amerikanischen Zeitgeist als auch für seine Karriere.

ROCKY II

Was soll ich sagen? ROCKY II ist wahrlich kein schlechter Film. Aber er ist eben auch der, von dem wirklich am wenigsten hängengeblieben ist. Ich weiß, Rocky fängt das Huhn, Mickey meckert rum, Paulie jammert rum, es gibt eine weitere Runde Sightseeing-Jogging in Philadelphia, und Adrian hält wieder immer die Klappe. Aber außer dem Endkampf, der halt das Gegenteil vom Vorgänger zeigt, und dem Doppel-Knockout in Zeitlupe ist davon nichts so wirklich präsent. Und letztendlich auch nicht mehr als ein Remake des ersten Teils, das mit einer Menge an Leerlauf vor sich hin plätschert.

ROCKY BALBOA

Es ist mir schon fast unangenehm, aber auf dem sechsten Platz ist tatsächlich auch der sechste Film. Doch nur, weil es wirklich noch fünf Filme gibt, die ich immer noch ein bisschen besser finde. Deshalb soll hier noch mal extra freundlich erwähnt werden: ROCKY BALBOA ist ein eigentlich unmöglich geglaubter, aber deswegen so schöner Abschluss der Hauptsaga. Ein Comeback, 16 Jahre nach seinem bis dato letzten ROCKY-Film, das hätte für Stallone echt peinlich werden können. Und, um ehrlich zu sein: Ich war auf das Schlimmste gefasst. Aber was kann ich am Ende kritisieren? Der Gegner, Mason Dixon, ist ein Lauch, okay. Dass eine Computersimulation für das Comeback sorgt, mag auch etwas dünn als Begründung sein. Und der Endkampf ist alles andere als boxerisch elegant. Aber damit kann ich in Anbetracht von Stallones 60 Jahre altem wie beneidenswertem Körper, seinem Schauspiel und solchen Szenen wie dem Dialog mit Paulie, in dem er keine Worte findet, um die Herausforderung, die er fühlt und sucht, zu erklären, problemlos leben. Kurzer Fun Fact: Der Endkampf wurde in zwei Versionen gedreht. Als Sieg und Niederlage. Stallone entschied sich eindeutig für das richtige Ende.

CREED II

Ha! Tatsächlich in den Top fünf. Warum? Nun, das erkläre ich weiter oben im Video. Auch wenn ich dabei nicht auf diese Rangliste eingehe. Aber als Abschied, Abgesang und Blick zurück funktioniert Creed II einfach doch noch einen Tick besser als ROCKY BALBOA. Das mag zum einen an der nun noch längeren Zeit liegen, mit der ich auf diese Serie zurückblicken kann. Aber es liegt auch noch an anderen Faktoren. Zum Beispiel daran, dass er ROCKY IV noch etwas besser macht. Dass er nicht nur die Vergangenheit ehrt, sondern sich auch genauso herzlich um die Gegenwart kümmert. Und weil er dann doch noch ein paar mehr Kämpfe, Konflikte oder Konfrontationen unter einen Hut kriegt, ohne an Sogwirkung zu verlieren. Alles Weitere: oben im Video.

ROCKY IV

Dieser Film ist einfach die Essenz von so vielem: die amerikanischen 80er, die Hollywood-80er, der Kalte Krieg, meine Kindheit. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich diesen Film schon gesehen, seine Standbilder gezählt und die Kämpfe darin mitgeboxt habe. Es ist mir schlicht unmöglich. Ich weiß nur: Ich liebe ROCKY IV. Dabei ist er übelste US-Propaganda: Der italienische Hengst gegen den sibirischen Bullen. Der eine per Technik, Chemie und Staatsmacht zum Superboxer gezüchtet. Der andere, abgehärtet durch ein Stahlbad aus russischem Winter, Wald und Scheunen-Training, will den Tod seines uramerikanischen Freunds rächen. Das angespannte Verhältnis zwischen Russland und Amerika wurde selten plakativer auf die Leinwand gezimmert. Dazu gibt es etliche Montagen im Stil des Jahrzehnts, passende Songs wie „Hearts On Fire“ von Kenny Loggins oder „No Easy Way Out“ von Robert Tepper und James Brown, der Ivan Drago persönlich ein Begrüßungsständchen singt. Der Titel „Kampf des Jahrhunderts“ war damals mehr als verdient. Da applaudiert selbst Gorbatschow.

CREED

Ich wollte es selbst nicht ganz für möglich halten. Aber CREED ist einfach verdammt gut. Dafür spricht allein die Tatsache, dass Stallone – ganz selten – eine zweite Oscar-Nominierung für die gleiche Rolle erhalten hat. Aber es ist noch so viel mehr. Die Idee, dem Sohn seines einstigen Rivalen und späteren Freunds zu Sieg und Selbstvertrauen zu verhelfen, ist einfach fantastisch für diese Reihe. Und nur, damit das direkt geklärt ist: Stallone ist ebenfalls fantastisch als krebskranker Trainer, der sich einer (vermeintlich) letzten Aufgabe stellt. Der Oscar wäre völlig verdient gewesen. Und es wäre auch verdient gewesen, Michael B. Jordan und Tessa Thompson wenigstens zu nominieren. Denn CREED ist nicht nur eine kraftvolle Hommage, sondern auch ein so junges wie authentisches Drama, dass sich eben ob der beiden Hauptdarsteller so lebendig anfühlt. Hinzu kommt, dass die Academy sowohl Jordan als auch Regisseur Ryan Coogler schon bei FRUITVALE STATION, ihrem ersten gemeinsamen Film, völlig ignoriert hatte. Aber gut, es lässt sich nicht ändern. Genauso wenig wie die Tatsache, dass CREED ehrfürchtig, emotional und einfach gut ist. Mit Herz, einer charmanten Romanze und furiosen Fights erzählt. Mit drei Darstellern in Hochform. Und mit einer Trainings-Montage, in der ein paar Biker Adonis salutieren, indem sie ihn auf ihren Hinterrädern umkreisen. Mehr Hollywood und Kino-Magie geht nicht. Das begreift ja vielleicht auch mal die Academy.

ROCKY

Nicht ganz an der Spitze, aber definitiv der wichtigste Teil von allen. Ein Meilenstein für das Underdog-Kino, ein Meilenstein für Stallone. Er schrieb das Drehbuch, boxte die Hauptrolle für sich raus, und der Rest ist Geschichte. Sowohl die Figur als auch ihr Schöpfer wurde zu Stars. Und nebenbei nahm man den Oscar als „Bester Film“ mit nach Hause. Anstatt DIE UNBESTECHLICHEN, NETWORK oder TAXI DRIVER. Ob verdient oder nicht, spielt nach all den Jahren (es war 1977) nun auch keine Rolle. Fest steht: ohne ROCKY wären das Kino wie auch meine Kindheit um so viele wundervolle Stunden ärmer. Und um eine grandiose Titelmelodie. Dafür werde ich diesem Film immer dankbar sein.

ROCKY III

Es kann wieder nur einen geben – und das kann nur das „Auge des Tigers“ sein. Keinen Teil der Reihe habe ich öfter gesehen, bei keinem habe ich mehr gelitten, bei keinem habe ich mehr triumphiert. Und kein Gegner war so cool, so hart, so rätselhaft und deswegen so angsteinflößend wie Clubber Lang alias Mr. T (der ehemalige Bodyguard von Muhammad Ali). Er kam aus dem Nichts, er ging wieder ins Nichts. Ohne einen auf Kumpel und Respekt zu machen oder gar zu heulen wie Drago. Damit ist er nicht nur der spannendste Endgegner, den Rocky bisher hatte. Er ist auch ein weiterer Beleg dafür, wie effizient Stallone als Regisseur ist. Ein anderer ist die Gestaltung des Films. Diese Symbiose aus Sport- und Action-Film, eine der ersten ihrer Art, ganz klassisch aufgeteilt in drei Akte, aber eben durch knallige Farben, schnittige wie emotionalisierte Montagen und reichlich Pop-Musik vorangetrieben. Er ist noch nicht ganz so durchgestylt wie Teil vier, aber genau das gefällt mir so an ihm. Denn Stallone füllt die Lücken der Blaupause mit einiger Rohheit, viel Schweiß und Leid. Unterfüttert von zwei Freunden, die einst mal Feinde waren. Begleitet von drei Kämpfen, die ebenso Gaga-Gekloppe (Hulk Hogan wurde kurzzeitig für seinen Auftritt aus der WWF gefeuert) wie zorniges Schlachtfest sind. Und vollendet durch einen der geilsten Filmsongs aller Zeiten: Survivors „Eye Of The Tiger“. So kann man die 80er schon mal mitdefinieren.
So wiederhole ich noch einmal Rockys weise Worte: Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist. Wenn es nach mir geht, darf es niemals vorbei sein. Auf dass diese Serie immer wieder aufs Neue einstecken, aufstehen und weitermachen kann.

Daniel Schröckert

Filmdaten: CREED II – ROCKY’S LEGACY

CREED II – ROCKY’S LEGACY
Originaltitel: Creed II
Genre: Drama
Darsteller: Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Tessa Thompson, Dolph Lundgren
Regie: Steven Caple Jr.
Kinostart: 24.01.2019
Blu-ray-/DVD-Veröffentlichung: 29.5.2019

<?php the_title(); ?> - Plakat

Creed II – Rocky’s Legacy

Eure Ranx

Zu diesem Film sind noch keine RANX vorhanden.

Deine Ranx

DU willst RANX? Dann logge DICH ein!

Das könnte dir auch gefallen

 

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.