Roma: Beschert Alfonso Cuarón Netflix den ersten Oscar? | ELMARS HOLLYWOOD

Im Juli 2018 übertrumpfte Netflix selbst arrivierte Player wie HBO bei der Zahl der Emmy-Nominierungen. Nach dem Gewinn des Goldenen Löwen für Alfonso Cuaróns ROMA bei den Filmfestspielen in Venedig sollte nun auch dem Letzten in Hollywood klar sein: There is a new sheriff in town!

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Elmar Biebl: „Cuaróns ROMA gilt als sicherer Oscar-Anwärter. Ein neuer Triumph für Netflix.“

Sagen wir es mal so: Wären wir von FredCarpet Kino-Besitzer – wir würden langsam nachts kein Auge mehr zumachen. Denn in Hollywood zeichnet sich der nächste große, einschneidende Paradigmenwechsel ab. Streaming ist das neue Zauberwort. Und das zwar nicht erst seit heute. Aber allmählich wird die Übermacht immer deutlicher: Während alle etablierten Hollywood-Studios zusammengerechnet jährlich rund zwei Milliarden US-Dollar für ihre Produktionen aufwenden, wird Netflix in diesem Jahr sage und schreibe die gigantische Summe von z-e-h-n Milliarden Dollar – Serienproduktionen inbegriffen – in die Hand nehmen, um die Entertainment-Branche und den Filmmarkt komplett umzukrempeln. Und Netflix’ größter Konkurrent und wichtigster Wettbewerber steht dem auch nicht weit nach: Amazons Budget liegt dem Vernehmen nach bei nicht minder stolzen acht Milliarden US-Dollar.

Der Erfolg ist aber nicht nur teuer erkauft – er kann sich auch sehen lassen. Inzwischen punkten die ehemaligen Online-Videotheken nicht nur mit Fremdware und selbstkreierten Original-Serien. Alfonso Cuaróns Drama ROMA, die Saga einer gutbürgerlichen Familie aus dem Mexico City der 70er-Jahre, gewann bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen und gilt zudem als sicherer Anwärter auf einen Oscar. Zunächst einmal für den besten nicht-englischsprachigen Film. Voraussetzung: ROMA müsste für einen gewissen Zeitraum in seinem Ursprungsland (Mexico) im Kino zu sehen sein. Was kein unüberwindbares Problem darstellen sollte. Und Netflix sicher weniger Kopfzerbrechen bereiten dürfte als allen übrigen Produzenten von Kinofilmen. By the way: Würde Netflix Cuaróns Werk auch noch in den Kinos von Los Angeles zeigen, würden ROMA sogar noch ganz andere Oscar-Kategorien offenstehen.

Dank Netflix können Disneys Streaming-Träume wahr werden

Das Kino der Zukunft kommt also zu uns nach Hause. Noch nicht immer – aber immer öfter. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Gründe dafür gibt es einige. Die Preise. Das immer gleiche kulinarische Angebot aus Cola und Popcorn. Die Einfallslosigkeit der Entscheider in den großen Hollywood-Studios.

Der Siegeszug von Netflix & Co. begründet sich also nicht nur in der Bequemlichkeit der Heimkino-Couch-Potatoes. Sondern auch darin, dass es Netflix ebenso wie den Kollegen der Amazon Prime Studios gelingt, immer mehr Kreative vor und hinter der Kamera für ihre Ideen zu interessieren. Oder den Filmschaffenden den entsprechenden Freiraum zur kreativen Entfaltung zu bieten.

Die alten großen Player von Hollywood müssen aufpassen, dass aus der nächsten Award Season nicht die Netflix-Festspiele werden. Denn früher oder später werden die großen Filmpreise, die großen Festivals, ihre Spielregeln ändern. Ändern müssen. Damit sie für ihr Publikum nicht irgendwann genauso langweilig, unattraktiv und vorhersehbar werden wie die endlosen Franchise-Tiraden der arrivierten Hollywood-Majors.

Zwei aus diesem Reigen – Disney und Fox – haben sich gerade nach langem Ringen und zähem Kartellstreit zusammengeschlossen. Paradoxerweise mit tatkräftiger Unterstützung durch Netflix. Aber davon berichtet Elmar Biebl euch in seiner nächsten Ausgabe von ELMARS HOLLYWOOD.

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