Gar nicht komisch: Hollywoods berühmteste Clowns | ELMARS HOLLYWOOD

Spätestens am frühen Morgen des 10. Februar 2020 wissen wir, ob wieder mal ein Clown einen Oscar gewonnen hat. Also … jetzt mal ohne Spaß. Ohne Ironie. Käme es so, wie viele es vermuten, wäre es ein Novum. Ein Novum ist etwas, was zuvor in einem bestimmten Bereich noch nie vorgekommen ist. Und bei den Oscars ist es noch nie vorgekommen, dass zwei Darsteller für ein und dieselbe Rolle ausgezeichnet wurden. Was dann aber so wäre. 2009 bekam Heath Ledger – leider posthum – den Oscar als bester Nebendarsteller für seinen Joker in THE DARK KNIGHT. Joaquin Phoenix könnte der nächste sein – als Joker in JOKER. Und dieses Mal in der Hauptrolle. Ein bisschen werden wir uns und wird sich Joaquin Phoenix also noch gedulden müssen. Was Elmar Biebl Gelegenheit gibt, uns einmal die lange Historie der Clowns auf der Kinoleinwand vor Augen zu führen.

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Stephan Temp: Portätbild

Zu jedem Schauspiel gehört eine Maske – aber keine verdeckt den wahren Charakter und die tatsächlichen Absichten wie die eines Clowns

Eigentlich „komisch“, dass einem oft genau die unheimlich sind, die eigentlich dazu engagiert wurden, einem Spaß und Vergnügen zu bereiten. Also … wenn man noch klein ist. Noch nicht „erwachsen“. Der Weihnachtsmann? Okay, ja, der brachte die Geschenke. Aber die unmittelbare Begegnung mit ihm hatte schon immer etwas Befremdliches. Schon das ganze Tamtam drumherum. Sich nicht mehr frei bewegen zu dürfen. Das angestrengte Warten. Die Erwachsenen, die irgendwie wie verwandelt drauf waren. Das unheimliche Pochen an der Tür. Der unnatürliche Bart. Das stets ungelöste Rätsel, wie der Weihnachtsmann ausgerechnet zu den Lieblingsschuhen des Nachbarn aus dem ersten Stock kam. Kurzum: eher spooky als holy.

Mit den Clowns im Zirkus war es auch immer … komisch. Viel zu laut, viel zu wild. Warum durfte der eine mit dem anderen Sachen machen, von denen man aus dem eigenen Leben wusste, dass die verdammt wehtun konnten? Zum Lachen? Ich weiß nicht. Jedenfalls damals nicht. Wäre ein Artist vom Hochseil oder vom Trapez runtergeknallt: Ich hätte mich totgelacht. Wenn der eine Clown dem anderen den Stuhl unter dem Hintern wegzog: nicht. Da gab es nichts zu lachen. Da wurde argwöhnisch beobachtet. Damit man nicht am Schluss noch selbst zum dummen August wurde. Keine Ahnung, wo das Misstrauen herkam. Vielleicht lag es an der Gesichtsverkleidung, der zentimeterdick aufgetragenen Maske. Da konnte man nie sehen, ob die lachten. Oder Schmerzen litten. Oder böse waren. Oder weinten. Irgendwas stimmte mit denen nicht. So lief man nicht rum. So etwas machte man nicht.

Hund beißt Clown

Unser Hund, die Lotta, hätte auch keine Freude an Clowns. Wenn es nach Lotta geht, hätten zum Beispiel Burka und Co. auch schon längst verboten werden müssen. Wobei das in Lottas Denke weder politisch oder religiös begründet ist. Lottas tierische Sicht der Welt sieht einfach keinen Platz für Wesen vor, denen man nicht in die Augen gucken kann. Denen man nicht sofort ansehen kann, ob die nun etwas Gutes oder Schlechtes mit ihr im Schilde führen. Oder man/tier das Wesen vielleicht sogar kennt – aber SO natürlich nicht erkennen kann. Was bei Lotta nicht so aussieht, wie es aussehen müsste, kommt in die „Suspekt“-Schublade. Übrigens auch Menschen (jedweder Hautfarbe oder Religion und egal mit welchem Mode-Faible), die ohne Hund durch den Wald laufen. Was machen die da ohne Hund? Also wird gebellt. Mehr nicht. Aber gebellt wird schon.

Ronald McDonald würde zum Beispiel sogar ich gerne anbellen. Jedes Mal. Der soll lustig sein. Ist er aber irgendwie nicht. Und wenn ich dann im Zusammenhang mit Ronald McDonald auch noch das Wort „Kinderhilfe“ lese … sorry, ich kann mir da einfach nicht helfen. Woran das liegt? Keine Ahnung. Vielleicht sehe ich auch einfach nur zu viele einschlägige Filme.

Hollywoods Maskenträger

Zurück zum Film. Zurück zu Menschen, die von Berufswegen in Rollen schlüpfen. Ihre Identität verändern. Verschleiern. Sich hinter Masken zurückziehen. Oder verstecken. Uns täuschen wollen? Mit solchen Masken lässt sich dann ja auch viel mehr machen. Mutiger sein. Unerkannt bleiben. Siehe ZORRO. Siehe SUPERMAN. Siehe BATMAN. Siehe … fast alle Superhelden. Oder Titelfigur V mit seiner Guy-Fawkes-Maske in V WIE VENDETTA. Oder Bankräuber Dalton Russell und seine Helfer mit ihren Ganzkörper-„Masken“ (sprich: Einheitslook) in INSIDE MAN. Oder Conferencier Joel Grey in CABARET, dessen Lippe desto kesser wird, umso grellbunter sein Gesicht geschminkt ist.

Es gibt Schauspieler, bei denen man den Eindruck gewinnen kann, dass sie ohne Maske gar nicht sie selbst sein können. Johnny Depp zum Beispiel. Ob als Hutmacher Tarrant Hightopp, als Piratenkapitän Jack Sparrow, als finsterer Magier Grindelwald, skurriler Hausfrauen-Verzücker EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN, Schokoladenfabrikant Willy Wonka oder Native American Tonto in LONE RANGER: Irgendwie könnte man glauben, Depp könnte gar nicht ohne. Oder dann zumindest nicht so gut. Als sei die Maske schon der Dreiviertel-Depp. Was aber nicht stimmt. Dafür hat er uns schon zu oft vom Gegenteil überzeugt.

Noch so ein Kandidat: Jim Carrey. DIE MASKE. Oder der – enorm wandelbare – Graf Olaf aus LEMONY SNICKET – RÄTSELHAFTE EREIGNISSE. Oder DER GRINCH. Oder der Riddler in BATMAN FOREVER. Wobei Jim Carrey ja schon im Normalzustand mit seiner Gesichtsartistik den Eindruck erweckt, als sei er im Dauerdarsteller-on-Modus.

Tragik, Komik … Bitterkeit: Die Merkmale eines Clowns

Manche brauchen dazu eine Maske. Zentimeterdicke Schminke. Undurchlässige Schminke. Andere brauchen uns nur in die Augen zu gucken. Wie Robin Williams. Der mit so viel Leidenschaft und (okay … bis auf MRS. DOUBTFIRE) ohne großartige Verkleidung so gerne den Clown gegeben hat. Und das so gut, so überzeugend, so … jedes letzte Zweifeln an seiner aufrichtigen Absicht wegspielend, dass wir alle die Tragik hinter seiner für uns wohl unsichtbaren Maske nicht sehen konnten. Vielleicht war er einer der größten Clowns. Ohne weiße Farbe. Ohne rote Nase. Ohne lustigen Hut. Das ewige Spielkind. Echt? Gespielt? Auf jeden Fall eine Fassade, hinter die er uns nie blicken ließ.

Und Charlie Chaplin? Ein Clown? Der war er immer. Zumindest immer ein bisschen. Tragik, Komik … Bitterkeit? Ja, all das gab es bei ihm auch immer. Und obendrein immer noch eine große Portion Slapstick. Lustige Artistik. Von der sich mancher Zirkusclown eine dicke Scheibe abschneiden könnte. DER ZIRKUS hieß übrigens die Komödie aus dem Jahr 1928, die für Chaplin das Ende seiner Stummfilmära bedeutete. Hinzu kamen noch ein Scheidungskrieg während der Dreharbeiten, ein Nervenzusammenbruch nach der letzten Klappe und schlussendlich die bittere Erkenntnis, dass DER ZIRKUS wahrscheinlich nicht mal eine Erwähnung in irgendwelchen späteren Memoiren verdient hätte.

Irgendwie also alles nichts zum Lachen. Aber passt doch irgendwie. Zum Thema Clowns. Jedenfalls zu denen aus Hollywood.

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